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(Un)sichtbare Frauen

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Ein Adventskalender+ zum Hinschauen im Rahmen der Adveniat-Aktion Münster

(un)erzählte Geschichten – (un)gehörte Stimmen – (un)sichtbare Frauen:

Geschichte ist von männlich gelesenen Personen geschrieben. Dass weiblich gelesene Personen jedoch genauso revolutionierten, kämpften und forschten bleibt oft unerwähnt. Die prekäre Lebensrealität vieler Frauen hat sich mit der Corona-Pandemie in Lateinamerika, wie in vielen Bereichen der Gesellschaft zugespitzt.

In diesem Adventskalender habt ihr Frauen aus sieben Jahrhunderten gesehen, ohne die unsere Welt nicht wäre, wie sie ist!
Lasst uns zusammen sichtbar werden.

Eure: Anne, Annika, Annkathrin, Catalina, Clara, Eva-Maria, Jessica, Leonie, Lydia & Sofia

 

Hier findet ihr einen Video-Beitrag vom Bennohaus über das Projekt: https://www.ostviertel.ms/2021/12/13/unsichtbare-frauen/

 

Dom-Projektionen

01.12.-12.12.21: Dom in Münster

13.12.-24.12.21: Dom in Osnabrück (in Kooperation mit dem Bistum Osnabrück)

Das begleitende Postkarten-Set (10 Euro) gibt es an folgenden Standorten käuflich zu erwerben: Forum am Dom in Osnabrück & Sekretariat der KSHG in Münster.

 

Illustration von Ana Luiza Tavares

1. Dezember

Frida Kahlo l 1907-1954 l Mexiko l Künstlerin

Für Frida Kahlo war die Kunst ein Weg, ihr Leben voller Höhen und Tiefen zu verarbeiten. Dabei prägte sie ihre Zeit mit einem visionären Geist und wurde zu einer starken Stimme in Kunst und Gesellschaft, die sich vor allem für die Darstellung von Frauen in der Moderne einsetzte und die postrevolutionäre Identität Mexikos beeinflusste.

Ursprünglich wollte Kahlo Ärztin werden. Doch ihr Vater zeigte ihr die Kunst der Fotografie, indem sie mit ihm die Natur beobachtete und das Aufnehmen und Entwickeln von Fotos lernte. Später entdeckte sie ihre Leidenschaft zur Malerei und Kunst.

Im Alter von 18 Jahren wurde Kahlo Opfer eines Busunglücks. Die körperlichen Schäden und Schmerzen begleiteten sie ein Leben lang. In ihren Selbstporträts verarbeitete Kahlo ihre Leidensgeschichte und Schmerzen, aber hinterfragte auch ihre Existenz und Identität.

Kahlo reiste gerne durch ihr Heimatland Mexiko, wo sie sich selbst und ihre Kunst immer wieder neu entdeckte. Die mexikanische Folklore und bunten Elemente aus der Natur beeinflussten sie. Mit dem typischen Tehuana-Kostüm und ihrer Frisur wurde sie stilprägend und setzte ein sichtbares Zeichen für ihre mexikanischen Wurzeln.

Die Kunst von Kahlo wird häufig dem Surrealismus zugeordnet, wobei sie sich selber nie damit identifizierte. Für sie sind ihre Werke ein Ergebnis ihres Lebens, ihrer Krankheiten und ihrer Familie. Ebenso stellte sie gesellschaftskritische Themen in Frage, indem sie weibliche Lebensrealitäten enttabuisierte und Schönheitsideale kritisierte. Durch ihre Kunst und Haltung trug sie dazu bei, die Darstellung von Frauen in einer zu der Zeit männerdominierten Umgebung durchzusetzen. Darüber hinaus war sie politisch aktiv und setzte sich für die mexikanische Friedensbewegung ein.

Frida Kahlo verarbeitete ihre Erlebnisse auch in der Literatur, indem sie Briefe und Tagebücher schrieb. Darin wird ihre Vision von Krankheit deutlich: „Füße, wofür brauche ich euch, wenn ich Flügel zum Fliegen habe?“

Text: Annkathrin

 

Illustration von Franziska Barlag

2. Dezember

Andrea Gamarnik | 1964-heute | Argentinien | Molekularvirologin

Die Virologin Andrea Gamarnik wurde 1964 in Lanús in Argentinien geboren und ist bekannt für ihre bedeutende Forschungsarbeit zum Denguefieber. 2002 gründete sie das Labor für Molekulare Virologie in Buenos Aires und leistete einen entscheidenden Forschungsbeitrag zum Vermehrungsmechanismus des Dengue-Virus. Als Leiterin des Labors entwickelte sie mit ihrem Team während der Corona-Pandemie 2020 innerhalb von 45 Tagen den ersten Antikörpertest in Argentinien. Aufgrund ihrer bedeutenden Forschungsarbeit wurde Andrea Gamarnik als erste Argentinierin in die „American Academy of Microbiology“ aufgenommen. Für ihre Forschung erhielt sie zudem zahlreiche Preise und Auszeichnungen, unter anderem den UNESCO-L’Oréal-Preis für Frauen in der Wissenschaft in Lateinamerika. Außerdem setzt sie sich in der öffentlichen Debatte für die Förderung von Frauen in Forschung und Wissenschaft ein.

Text: Leonie

 

Illustriert von Anna Hürten

3. Dezember

Lucila Godoy Alcayaga – Gabriela Mistral l 1889-1957 l Chile l Lyrikerin, Aktivistin und Dozentin

Lucila Godoy Alcayaga, eher bekannt mit ihrem Pseudonym Gabriela Mistral, war Dichterin, Aktivistin und Lehrerin.

Sie wurde in bescheidenen Verhältnissen in Vicuña, Chile geboren und arbeitete mit 15 Jahren schon früh als Landschuhllehrerin, um Kindern in den Anden und in anderen klimatisch anspruchsvollen Regionen eine Bildung zu ermöglichen. Diese Umstände brachten sie oft in Isolation und inspirierten sie dazu, emotionale und melancholische Gedichte zu verfassen. Als junge Frau zog es sie dann in die ganze Welt, um in Schulen in vielen südamerikanischen Ländern, USA, in Europa und später auch an Universitäten zu lehren. Zuerst wurde sie als Lehrerin und später auch als Schulleitung an vielen Gymnasien und Schulen eingestellt. 1922 erhielt sie eine Einladung der mexikanischen Regierung für den Auftrag die inländische Schulreform mitzugestalten. Dort verfasste sie unter anderem ihr Schulbuch „Lecturas para mujeres“ (Lektüren für Frauen), welches einen Zugang zu mehr Bildung in Geschichte und Kultur für Frauen verschaffen sollte. 1930 war sie sogar Gastprofessorin am Barnard College der Columbia University in New York. Um ihre Bemühungen anzuerkennen, wurden in den darauffolgenden Jahren mehrere Schulen in ganz Lateinamerika nach ihr benannt.

Ab 1932 arbeitete sie außerdem im Namen ihres Herkunftslandes Chile als Konsulin und vertrat ihr Land in vielen europäischen Ländern wie Italien, den Niederlanden und Dänemark aber auch in Brasilien, Uruguay und Argentinien. Sie leitete das Konsulat in Madrid und später auch jenes in Rio de Janeiro. Ihren feministischen Einsatz zeigte sie auch bei den Vereinten Nationen, bei welchen sie einige Zeit in der Kommission für Frauenrechte tätig war.

Ein Hochpunkt ihrer Karriere manifestierte sich im Jahr 1945, als sie den Nobelpreis in Literatur in Stockholm entgegennahm. Obwohl ihre Auszeichnung auf einige kritische Stimmen traf, machte sie auf den Reichtum der südamerikanischen Poesie aufmerksam und setzte vor allem als erste lateinamerikanische Nobelpreisträgerin ein Zeichen.

Während ihrer jahrzehntelangen Tätigkeiten als Lehrerin, Aktivistin und Diplomatin veröffentlichte sie immer wieder Lyrik und schrieb Artikel über politische, sozioökonomische und kulturelle Themen, welche sie unter dem Namen Gabriela Mistral veröffentlichte. Es gibt verschiedene Theorien über ihren selbstgegebenen Namen, welcher angeblich durch ihre Andacht zum Erzengel Gabriel und Liebe zu den Elementen, dementsprechend dem Mistral Wind stammen soll. Anderen Quellen zufolge soll die Kombination aus den Dichtern Gabriele Dànnunzio und Frederic Mistral entstanden sein. Zu den bekanntesten Werken zählen Sonetos de la muerte (Sonetten des Todes, 1914), Desolación (Trostlosigkeit,1922) und Ternura (Zärtlichkeit, 1924).

Text von Sofia

 

Illustration von Luisa Kohnen

4. Dezember

Patricia Gualinga l heutzutage l Ecuador l Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin

Patricia Gualinga ist Repräsentantin ihres Dorfes Sarayaku in einer der wenigen noch unberührten Regionen des Amazonasbeckens, ganz im Osten Ecuadors. Mit ihrer Familie lebt Patricia das Leben der Kichwa: Sie selbst nennen sich das „Volk des Zenits“, ein Begriff, der aus einer uralten Legende herrührt. Als indigene Vertreterin reist sie rund um den Globus, spricht als Gast bei internationalen Veranstaltungen – von der UN-Konferenz indigener Völker in New York bis zur Weltklimakonferenz in Paris. Unermüdlich berichtet sie über den Widerstand ihrer Gemeinschaft gegen das Vorrücken der Ölindustrie.

Die Konflikte in Sarayaku begannen, als 1996 der ecuadorianische Staat Lizenzen für die Ölförderung an ausländische Unternehmen vergab, ohne vorher mit der Gemeinde gesprochen zu haben. Denn das Land gehört den Menschen. Die riesigen Erdölvorkommen darunter beansprucht jedoch die Regierung für sich. Militärs und bewaffnete Sicherheitskräfte rückten an, die Lage spitzte sich zu. „Wir waren in einer Art Kriegszustand, lebten ständig in Angst und Ungewissheit“, erinnert sich Patricia. Dennoch lehnten die Einwohner*innen Sarayakus Geld und Verhandlungen ab. Sie wissen um die Folgen der Ausbeutung von Bodenschätzen. Und sie kämpfen für die Unversehrtheit der Natur und ihre traditionelle Lebensweise. „Wir haben entschieden, dass wir Widerstand leisten werden bis zum Ende“, erzählt Patricia. Schließlich zog sich das Unternehmen zurück.

2012 bestätigte auch der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte: Der ecuadorianische Staat hatte das Recht der Indigenen auf vorherige Konsultation, auf Gemeindeeigentum und kulturelle Identität verletzt. Trotzdem müssen sich die Menschen in Sarayaku nach wie vor gegen die Begehrlichkeiten großer Firmen wehren.

Es geht Patricia Gualinga um mehr als bloße Ökologie: „Wir wollen, dass die Menschen den Wert der Schöpfung erkennen und nicht als ökonomische Ressource betrachten.“ Die Folgen ihrer maßlosen Ausbeutung, da ist sie sich sicher, bekommen irgendwann alle zu spüren. „Wir kämpfen nicht nur für unser eigenes Überleben, sondern für das der Menschheit und der zukünftigen Generationen.“

Text: Ina Rottscheidt, Adveniat

 

5. Dezember

Intersektionalität

Sojouner Truth fragte schon im 19. Jahrhundert: Ain’t I a women? Damit forderte die ehemalige Sklavin in Amerika weiße Feministinnen auf, sich für die Rechte von Schwarzen Frauen einzusetzen. Später wurde dieses Ziel durch den Begriff Intersektionalität (engl: Kreuzung, Überlappung) ausgedrückt. Intersektionalität beschreibt das Zusammenwirken von mehreren Diskriminierungsmerkmalen in Bezug auf eine Person. Dabei werden verschiedene Diskriminierungsformen (z.B. Sexismus oder Rassismus) nicht getrennt voneinander betrachtet, sondern im Gegenteil als sich gegenseitig beeinflussend und verstärkend. Bei einer intersektionalen Sichtweise wird der historische Kontext miteinbezogen, um zu erkennen, welche Machtstrukturen und Ungleichheiten es, teilweise schon lange Zeit, gibt. Da Menschen überlappende soziale Identitäten haben und verschiedenen sozialen Gruppen angehören, können sich auch Diskriminierungserfahrungen überlappen und verstärken. So betrachtet intersektionaler Feminismus Frauen, die mehreren Formen von Unterdrückung ausgeliefert sind. Besonders stark von geschlechtsspezifischen Ungleichheiten betroffen sind marginalisierte Frauen: z.B. Schwarze Frauen, Frauen of Color, indigene Frauen, Frauen in ländlichen Gebieten, Mädchen mit Behinderung, intersexuelle oder transgender Frauen. Diese Frauen erleben überlappende Diskriminierungen, woraus eine neue Erfahrung entsteht. In Lateinamerika sind z.B. indigene Frauen betroffen, denn sie werden auf Grund ihres Geschlechts und ihrer ethnischen Herkunft diskriminiert. Daraus ergibt sich eine andere Erfahrung als die von weißen Frauen, obwohl diese auch wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden, oder als die von indigenen Männern, obwohl sie auch Diskriminierung wegen ihrer ethnischen Herkunft erfahren, denn es sind Erfahrungen, die weder weiße Frauen noch indigene Männer machen. Erst die Betrachtung der sozialen Identität der Menschen insgesamt macht es möglich, diese Überlappungen zu erkennen. Der intersektionale Feminismus versucht also, alle Frauen einzubeziehen und gezielt Frauen mit überlappenden Diskriminierungserfahrungen in den Fokus zu stellen.

Text von Lydia

 

Illustration von Ana Luiza Tavares

6. Dezember

Lélia Gonzalez l 1935-1994 l Brasilien l Sozialanthropologin, Aktivistin und Feministi

Lélia Gonzalez wurde während der Militärdiktatur in Brasilien geboren und arbeitete als Hochschullehrerin, Sozialanthropologin, Bürgerrechtlerin und Feministin.

Als junge Frau schloss sie in den Sechzigern erfolgreich zwei Hochschulabschlüsse sowohl in Geschichte-Geografie als auch in Psychologie ab. Dadurch, dass der Anteil der schwarzen Studierenden in ganz Brasilien bei lediglich 10 Prozent lag, war und ist dies vor allem für eine Frau eine beeindruckende Leistung. Sie formte außerdem das Programm des „Instituto de Pesquisa das Culturas Negras“ (Institut für Forschung der schwarzen Kultur), welches Studierende, Wissenschaftler und Aktivisten aus Rio de Janeiro zusammenbrachte, um sich gegen Rassismus zu organisieren. 1978 gründete sie die Bewegung „Movimento Negro Unificado Contra a Discriminação Racial “ (Bewegung der vereinigten Schwarzen gegen rassistische Diskriminierung) und reiste zunächst durch ganz Brasilien, um sich intellektuell und ihr politisches Bewusstsein in Bezug auf Rassismus weiterzubilden. Später zog es sie auch nach Europa und Afrika, wo sie die soziale Transformation des Lebens afrikanisch stämmiger Frauen im anthropologischen Kontext studierte. Während ihrer Reisen schrieb Gonzalez unzählige Artikel über die Situation und Unterdrückung schwarzer Frauen in Brasilien.

In den Achtzigern kehrte sie nach Rio de Janeiro zurück, um sich in der Arbeiterpartei zu engagieren. Dort kandidierte sie mehrmals für das Repräsentantenhaus. Im Jahr 1983 gründete sie außerdem die erste brasilianische Organisation, die den Fokus speziell auf schwarze Frauen legte (Nzinga Coletivo de Mulheres Negras- Nzinga Kollektiv schwarzer Frauen). Bis zu ihrem plötzlichen Tod an einem Herzinfarkt, reiste sie weiterhin nach Nordamerika, Panama, Bolivien und wieder nach Afrika, um die Verbreitung von Informationen und den Kampf gegen rassistische Ungerechtigkeiten in Brasilien auszutragen.

Ihre Suche und das Streben nach Gleichberechtigung machte auf die Diaspora und dessen Verbindung zum geschlechtsspezifischen und klassenbasierten Rassismus in Brasilien aufmerksam.

Text von Sofia

 

Illustration von José de Jesús González Paredes

7. Dezember

María Parado de Bellido l 1777-1822 l Peru l Revolutionärin

Maria Parado de Bellido, geboren am 5. Juli 1777 in der peruanischen Stadt Huamanga in den Anden, ist die Tochter eines Spaniers und einer Indigenen. Sie wuchs im Spannungsfeld der Kolonialisierung Perus und den Bestrebungen der peruanischen Unabhängigkeitsbewegung auf. In dieser engagierte sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Mariano Bellido und ihrem ältesten Sohn Tomás als Informantin und gab Insiderwissen über spanische Truppenbewegungen weiter. Als Analphabetin diktierte sie Briefe einem Vertrauten, unterzeichnete diese selbst und gab sie anschließend an ihren Mann Mariano, der als Kurier arbeitete und die Insiderinformationen an den Rebellenführer übermittelte. So konnten die Bewohner*innen des Dorfes Quilcamachay ihre Heimat vor dem Vorrücken der spanischen Truppen am 29. März verlassen und sich so retten – dieses Ereignis wurde der mutigen Revolutionärin jedoch zum Verhängnis: Ein Mitglied der spanischen Truppen fand die von ihr unterzeichnete Notiz in der Jackentasche eines gefallenen Rebellen, dessen Leiche aus Unachtsamkeit zurückgelassen worden war. Sie hatte mit ihrem Zweitnamen „Andrea“ unterschrieben, der die Spur schnell zu ihr führte. Maria wurde am 30. März in Huamanga festgesetzt und verhört. Trotz schwerer Folter schwieg sie und rief nur immer wieder, dass sie den Brief selbst ohne Hilfe verfasst habe. Man drohte ihr mit dem Tod, wenn sie den Namen ihrer Verbündeten nicht verrate, doch Maria sagte kein Wort. Und so wurde Maria Parado de Bellido am 1. Mai 1822 erschossen. Sie starb, wie sie selbst sagte, für die Sache der Freiheit.

Text: Catalina

 

Illustration von Luisa Kohnen

8. Dezember

Nubia Muñoz l um 1940-heute l Kolumbien l Epidemiologin

Als im ersten Semester ein junger Mann aus wohlhabenden Verhältnissen ein volles Stipendium der Hochschule für die besten Studienleistungen bekam, entschloss sie – eine Halbwaise aus einfachem Hause -, diesen Preis fortan für sich zu gewinnen. Und das tat sie sechs Jahre in Folge, bis sie schließlich Ärztin war. Dr. Nubia Muñoz wollte die Welt verändern und wurde Epidemiologin, um die Ursachen für Erkrankungen zu finden. Mitte der 1980er Jahre identifizierte sie die Humanen Papillomviren als den wichtigsten Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs, eine bösartige Erkrankung, an der jedes Jahr weltweit ca. eine halbe Million Frauen erkrankt. Durch genauere Untersuchungen lieferte Dr. Muñoz die wichtigste Grundlage zur Impfstoffentwicklung und leitete 1993 die erste internationale Konferenz dazu. Seitdem 2006 der erste Impfstoff zugelassen wurde, können schätzungsweise 90% aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen verhindert werden. Insbesondere für Teile der Welt, in denen Frauen keinen Zugang zu Krebsfrüherkennungsprogrammen haben, ist die HPV-Impfung von herausragender Bedeutung.

Text: Clara

 

Illustration von Anna Hürten

9. Dezember

Adela Zamudio| 1854-1928 | Bolivien | Dichter, Frauenrechtlerin und Pädagogin

Adela Zamudio war eine bolivianische Dichterin, Frauenrechtlerin und Pädagogin. Zu dieser Zeit war für Mädchen nur eine Schulausbildung bis zur dritten Klasse erlaubt, sodass sich Adela Zamudio durch das Lesen vieler Bücher weiterbildete und sie ihr erstes Gedicht bereits mit 15 Jahren veröffentlichte. In ihren Texten befasste sie sich mit gesellschaftskritischen Themen, wie der Legalisierung von Scheidungen und der Abschaffung des Religionsunterrichts und protestierte öffentlich gegen die Diskriminierung von Frauen. Sowohl mit ihrem Lebensstil als auch mit ihren Botschaften wendete sie sich aktiv vom vorgesehenen weiblichen Ideal ab und heiratete nicht. Dafür wurde sie von vielen als freie, moderne Frau gefeiert, aber gleichzeitig von der eher konservativen Gesellschaft als schlechtes Beispiel für Frauen angesehen. Mit dem Wechsel der politischen Führung zu einer liberaleren Regierung, konnte Adela Zamudio als Lehrerin an ihrer Grundschule tätig werden und wurde 1901 Direktorin eines Mädchengymnasiums, das später als “Liceo Adela Zamudio” bekannt wurde. Sie setzte sich vor allem für die öffentliche Bildung von Frauen ein und gründete sogar die erste staatliche Schule für Frauen in Bolivien. Nach 25 Jahren Schuldienst wurde sie zwangspensioniert, nachdem eine konservative Regierung die Macht übernahm, die ihre Kritik nicht mehr tolerierte. Adela Zamudios Geburtstag, der 11. Oktober, wird ihr zu Ehren als „Tag der bolivianischen Frauen“ gefeiert. Mit ihrer Lebensweise und ihren Werken kämpfte sie gegen die konservativ-traditionelle Rolle, die Frauen von der Gesellschaft zugeschrieben wurde und prangerte Ungerechtigkeiten an. Adela Zamudio starb im Alter von 73 Jahren in ihrer Heimatstadt.

Text: Jessica

 

Illustration von Ana Luiza Tavares

10. Dezember

Xóchitl Guadalupe Cruz López | 2009-heute | Mexiko | Erfinderin

Xóchitl Guadalupe Cruz López wurde 2009 geboren und lebt in Chiapas in Mexiko. Trotz ihres jungen Alters ist sie bereits eine der bekanntesten Erfinderinnen Mexikos. Bereits im Alter von 8 Jahren entwickelte sie eine solarbetriebene Wasserheizung, die den Menschen in ihrer Heimat zugutekommen soll. Denn viele Menschen dort können sich keine Heizung leisten und sind zum Heizen deshalb auf Brennholz angewiesen. Xóchitls Erfindung mit dem Namen „Warm Bath“ soll ihnen Zugang zu warmem Wasser ermöglichen und gleichzeitig einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise leisten, indem sie verhindert, dass zum Heizen Bäume gefällt werden müssen. Zusätzlich besteht ihre Wasserheizung daher komplett aus Recyclingmaterialien. Einen Prototyp baute Xóchitl bereits auf dem Dach ihrer Familie. Für ihre Erfindung wurde sie 2018 im Alter von nur 9 Jahren als erstes Kind mit dem Wissenschaftspreis „Reconocimiento ICN a la Mujer“ der Nationalen Autonomen Universität Mexiko ausgezeichnet, was ihr internationale Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenbrachte. Dieser Preis wird mexikanischen Frauen für besondere Arbeit in der Wissenschaft verliehen. Xóchitls nächstes Ziel ist die Patentierung ihrer Wasserheizung.

Text: Leonie

 

Illustration von Ana Luiza Tavares

11. Dezember

Juana Inés de la Cruz | 1648-1695 | Mexiko | Philosophin, Dichterin und Ordensschwerster

Sor Juana Inés de la Cruz war eine mexikanische Ordensschwester, Philosophin, Schriftstellerin und Dichterin. Seit ihrer frühen Kindheit setzte sich Inés begeistert mit Philosophie, Latein, Mathematik und der Aztekensprache Nahuatl auseinander. Ein Studium wurde ihr jedoch als Mädchen in Mexiko verwehrt. Dennoch konnte sie mit 16 Jahren aufgrund ihres familiären Hintergrunds bei Hof Arbeit als Schriftstellerin für Auftragsarbeiten finden. Dort wurde sie für ihre Poesie und ihre Intelligenz sehr bewundert und fand viele Förder*innen wie den Erzbischof von Mexiko. Mit 19 Jahren wurde sie Ordensschwester und fand damit einen gesellschaftlich akzeptierten Weg, um nicht heiraten zu müssen. Der Eintritt ins Kloster bedeutete auch, dass Sor Juana trotz der Hindernisse für die formale Bildung von Frauen weiterhin lesen und schreiben konnte. Sie soll als seltener Vogel bezeichnet worden sein, weil sie sich aktiv mit Religion beschäftigte, obwohl die Beschäftigung mit Theologie in der katholischen Kirche nur Männern vorbehalten war. Unter anderem argumentierte Sor Juana, dass Vorstellungen über Frauen in religiösen Hierarchien kulturell konstruiert und nicht göttlich seien. In einer schriftlichen Auseinandersetzung mit kirchlichen Vertretern setzte Sor Juana vehement sich für das Recht auf Bildung für Frauen ein und kritisierte die hierarchischen Strukturen der religiösen Autorität. Daraufhin wurde sie unter Druck gesetzt, sich fortan nur noch mit religiösen Themen zu beschäftigen, sodass sie sogar ein Gelübde dazu unterschreiben musste. Ihre Kritik an den hierarchischen und patriarchalischen Strukturen der Kirche ihrer Zeit und die explizit feministischen Themen einiger ihrer Gedichte, werden als früher Beleg für ihre feministischen Ansätze gesehen. Heute wird sie für ihren Einsatz als „Feministin vor der Zeit des Feminismus“ oder „erste Feministin“ genannt. Als die Pest 1695 ausbrach, steckte sich Sor Juana bei der Krankenpflege einer ihrer Schwestern an und starb kurze Zeit später.

Text: Jessica

 

12. Dezember

Who Cares?!

Es sind größtenteils Frauen, die bis heute weltweit die Bürde unzureichender oder fehlender öffentlicher Care-Strukturen tragen. Care-Arbeit bezieht sich auf unbezahlte Haushaltsarbeit, (alltägliche) Pflege und Fürsorge. Genau wie in anderen Staaten auf der Welt, erkennt man auch in lateinamerikanischen Ländern die Entstehung und Verstärkung sozialer Ungleichheiten und struktureller Abhängigkeiten zwischen den Geschlechtern durch die ungerechte Verteilung der Care-Arbeit. Lateinamerika ist geprägt von einer großen Kluft zwischen arm und reich, Bildung ist teuer und staatliche Gesundheitssysteme sind oft unzureichend oder nicht vorhanden. Die Defizite im öffentlichen Gesundheitssystem werden im privaten Bereich überwiegend von Frauen ausgeglichen. Dabei hängt die Ungleichheit nicht nur mit dem Geschlecht zusammen, sondern zusätzlich mit Faktoren wie Ethnie, Hautfarbe oder Alter.

Eine große Rolle spielen in Lateinamerika jedoch auch soziale Bewegungen, die das Thema Care-Arbeit immer mehr in die öffentliche und politische Debatte rücken, wie zum Beispiel das Kollektiv „Yo Cuido México“, das 2019 entstand und auch überregional in Chile und Peru präsent ist. 2018 fand in Urugay erstmalig die Konferenz „Miradas latinoamericanas al cuidado“ statt, die Raum zum Dialog über das Thema Care-Arbeit bot und an die sich Diskussionen um öffentliche Care-Systeme und das Recht auf Care in Argentinien, Kolumbien und Mexiko anschlossen. Die Bewegungen stellen unter anderem die Forderung nach dem Aufbau eines universell zugänglichen Gesundheitssystems. Denn nur so können bestehende soziale Ungleichheiten überwunden werden.

Die Corona-Pandemie macht vor allem in Lateinamerika zum einen die Unsichtbarkeit und zum anderen die gesellschaftliche Abhängigkeit von unbezahlter Care-Arbeit aufgrund von fehlenden öffentlichen Strukturen deutlich. Dies sind aktuelle Herausforderungen, die überwunden werden müssen und gerade in dieser Krisensituation zeigt sich, wie politische Versäumnisse durch unbezahlte Care-Arbeit aufgefangen werden.

Text: Leonie und Sofia

 

Illustration von Samantha Gonzales Palacios

13. Dezember

Minerva Mirabal | 1926 – 1960 | Dominikanische Republik | Widerstandskämpferin

Minerva Mirabal erlebte von Kindheit an die Diktatur unter Trujillo, der sich 1930 in gefälschten Wahlen an die Machtposition befördert hatte. Ein Klima der totalen Unterdrückung aufbauend, verbot Trujillo die freie Meinungsäußerung, ließ Regimegegner*innen sowie zehntausende Haitianer*innen brutal ermorden und befriedigte seine sexuelle Lust an Mädchen, deren er sich nach Belieben bediente.

Auch auf Minerva hatte er ein Auge geworfen. Die selbstbewusste Minerva wies jedoch die sexuellen Avancen des Diktators zurück, was zur zeitweisen Inhaftierung der jungen Frau und ihres Vaters führte.

Für ihren Kindheitstraum eines Jurastudiums handelte sich Minerva geschickt die Erlaubnis des Diktators ein und schloss als erste Frau der Dominikanischen Republik ein Jurastudium ab, auch wenn ihr die offizielle Anerkennung verweigert wurde. Während ihres Studiums lernte sie den Juristen M. T. kennen den sie 1955 heiratete. Gemeinsam mit ihm begann der Aufbau der Widerstandsbewegung, die sich „Politische Gruppierung des 14. Juni“ nannte und den Sturz von Trujillo anvisierte. Später schlossen sich auch Minervas Schwestern Patria und Mate der Untergrundbewegung an. Zu ihrem Schutz trugen die drei Schwestern Mirabal fortan den Decknamen „Las Mariposas“ (= „Die Schmetterlinge“).

Leider scheiterte der Aufstand und die drei Schwestern wurden mit den anderen Mitgliedern der Widerstandsbewegung über Monate inhaftiert und gefoltert. Als Minerva, Patria und Mate Mirabal nach ihrer Freilassung von einem Besuch bei ihren weiterhin inhaftierten Männern am 25. November 1960 heimkehrten, wurden sie auf Trujillos Befehl hin überfallen und brutal erdrosselt. Die Schwestern Mirabal gelten in der Dominikanischen Republik als Symbol für den Widerstand gegen die Diktatur. Ihr Todestag wurde 1981 bei einem Treffen lateinamerikanischer Feministinnen zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen und 1999 von den Vereinten Nationen zum ‚Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen‘ erklärt.

Text: Annika

 

Illustration von Franziska Barlag

14. Dezember

Die Gipfelstürmerinnen l heutzutage l Bolivien l Bergsteigerinnen

Bertha Vedia, Dora Magueno, Lidia Huayllas leben in Bolivien und sind drei der Gipfelstürmerinnen. Sie erklimmen als Bergführerinnen unter anderem den Illimani, den zweithöchsten Berg Boliviens. Dabei werfen sie Geschlechterrollen und Stereotypen über Bord, denn bislang arbeiten nur Männer in diesem Beruf. Frauen konnten nur Hilfstätigkeiten übernehmen, also zum Beispiel als Köchin oder Trägerin. Durch ihre Tätigkeit als Bergführerinnen, unter anderem für Reisende, erlangen die Frauen finanzielle Unabhängigkeit.

Die drei Frauen gehören der indigenen Volksgruppe der Aymara an, und tragen während ihrer Arbeit als Bergführerinnen traditionelle Kleidungsstücke. Dazu gehört ein Pollera (ein traditioneller Faltrock), ein Manta (ein Umhängetuch) und ein Bombín (ein Filzhut). Mit dieser Kleidungswahl setzen die drei Gipfelstürmerinnen ein Zeichen gegen die Diskriminierung indigener Frauen. Lange Zeit war das Tragen des Pollera in öffentlichen Gebäuden verboten. Mittlerweile gilt der Rock als Symbol des Selbstbewusstseins der indigenen Bevölkerung in Bolivien. Dazu tragen auch die Gipfelstürmerinnen bei, wenn sie den Rock während des Bergsteigens tragen. Sie zeigen also, dass sie als indigene Frauen, unabhängig von Männern und sogar als Konkurrenz von Männern arbeiten können und dies mit ihrer indigenen Herkunft verbinden können.

Text: Lydia

Illustration von Luisa Kohnen

15. Dezember

Paula Regueiro l heutzutage l Mexiko l Anthropologin und Frauenpastoral

Zwei Stunden lang haben sich die elf Frauen in dem kleinen Versammlungsraum ihre Sorgen von der Seele geredet. Von wirtschaftlichen Nöten während der Pandemie, über die Angst um die Schulbildung der Kinder bis hin zu prügelnden und trinkenden Ehemännern und Krankheiten, die sich durch die nahegelegene Müllkippe ausbreiten. Es gibt viele Probleme in San Bartolo Coyotepec, einem Vorort der südmexikanischen Stadt Oaxaca. Und wenig Gelegenheit und Orte, wo die Frauen in geschützter Atmosphäre ihr Herz ausschütten können. Dieser kleine Kirchenraum ist so ein Ort.

Paula Regueiro von der Frauenorganisation GEM (Grupo de Educación Popular con Mujeres – Bevölkerungs- und Bildungsgruppe mit und für Frauen) hat den Frauen aufmerksam zugehört. Manchmal hat sie als Moderatorin Probleme auf den Punkt gebracht oder einfühlsam mit einer Nachfrage Lösungsansätze herausgekitzelt. Jetzt nimmt sie ein blaues Wollknäuel in die Hand, und wirft es einer der Teilnehmerinnen zu. Es ist ein interaktives Spiel, mit dem die angestauten negativen Energien aufgelöst werden sollen. Nacheinander fangen die Frauen das Knäuel auf und sagen, welche Eindrücke sie aus dem Treffen mitnehmen: Hoffnung, Stärke, Erleichterung sind Begriffe, die fallen.

Im machistischen Mexiko sind geschützte Räume wie diese ein erster Schritt zu mehr Selbstständigkeit und Emanzipation für Frauen. „Es klingt unglaublich, aber noch heute wissen viele Frauen in Mexiko nicht über ihre Rechte Bescheid“, sagt die Anthropologin. Orte wie San Bartolo C., die an der Schnittstelle zwischen Land und Stadt, zwischen indigener Tradition und moderner Emanzipation liegen, sind besonders gefährdet, aber wichtig.

Jede Frau reagiert anders, wenn sie ihr Schicksal in die Hand nimmt. Manche verlassen ihre gewalttätigen Männer, andere ziehen sogar gegen sie vor Gericht, manche bleiben auch in der Partnerschaft, erobern sich aber Freiheiten wie die, ein eigenes Geschäft aufzumachen. Paula weiß, dass es noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung ist – aber die Frauen von San Bartolo C. haben den Aufbruch gewagt. Weitere Informationen findet ihr in diesem Interview: https://youtu.be/6WnYR4776do

Text: Sandra Weiss, Adveniat

 

Illustration von Ana Luiza Tavares

16. Dezember

Mara Gomez l 1997 – heute l Argentinien l Fußballerin und Aktivistin

Mara Gomez schrieb im Dezember 2020 als erste Transgender-Fußballerin, die in der argentinischen Frauenmeisterschaft spielt, Geschichte. Ihr Debüt für Villa San Carlos in Berisso, Argentinien war der Höhepunkt jahrelanger Kämpfe, nachdem sie Verfolgung, Diskriminierung und Missbrauch ausgesetzt war und ist. Da Fußball ihr Leben gerettet hat, bezeichnet sich die 24-Jährige selbst als Aktivistin. Daher möchte sie ihre Geschichte und ihre kraftvolle Stimme nutzen, um zu inspirieren und der Welt die Bedeutung von Gleichheit und Liebe zu vermitteln.

Als Jugendliche half ihr Fußball, die emotionalen Probleme und all das Leid zu bewältigen, mit dem sie täglich aufgrund der Diskriminierung, Ausgrenzung und Ängste über die Zukunft zu tun hatte. „Ich konnte keinen Weg finden, mich zusammenzuhalten. Ich konnte nicht verstehen, warum ich zur Schule ging und so viel Diskriminierung erlitt, ich konnte nicht in das Mädchenzimmer kommen, weil die Lehrer es mir nicht erlaubten. Ich konnte nicht verstehen, warum ich zum Arzt ging und meine Identität missachtet wurde.“

Am 8. Mai 2012 verabschiedete Argentinien dann das Geschlechtsidentitätsgesetz, das es Transgenderpersonen erlaubt, ihren Namen und ihr Geschlecht auf ihrem Personalausweis zu ändern. „Sobald ich den Ausweis bekam, fühlte ich Erleichterung. Es war befreiend. Ich kann nun sagen – meine Identität ist in diesem Dokument angegeben, ich werde es beweisen können, wohin ich auch gehe. Ich muss nicht erklären, dass der Name in meinem Dokument nicht wirklich widerspiegelt, was ich fühle und wie ich mich identifiziere.“ Das Dokument hatte für Mara eine große Bedeutung, da es ihr Türen öffnet, ihr erlaubt neue Räume zu betreten und Teil der Fußballwelt zu sein – ein Gebiet, das zuvor der LGBTQ*-Community verwehrt bzw. begrenzt war. Damit begann also die „Inklusionsrevolution“ im Profifußball. Mara brachte viele Menschen dazu, ihre Wahrnehmung zu verändern und eine andere Realität zu betrachten. Der Sport sollte für alle da sein, unabhängig vom Geschlecht. Und obwohl sie heute spielen kann, sind die Behandlungen, die sie sich unterziehen muss, um Teil des Teams sein zu dürfen (die Hormonstandards einzuhalten) immer noch diskriminierend. Ihr Kampf für Inklusion dauert also immer noch an und gerade der Sport könnte gesellschaftlich wegweisend sein.

Text von Anne

Inspirierende Zitate aus einem Interview:

„Ich hätte auch nie gedacht, dass ich ein Aktivistin sein würde. Es passierte einfach, als andere Leute mir dafür dankten, dass ich meine Stimme erhoben habe, dass ich so stark war. Argentinien ist ein Vorreiter auf dem Gebiet der Inklusion. Ich hoffe, dass sich diese Erfahrung auf der ganzen Welt wiederholen wird, denn es gibt viele LGBTQ*-Communities weltweit. Es hat auch damit zu tun, dass dies aus vielen Jahren des Kampfes der LGBTQ*-Gemeinschaft resultiert, so dass wir ein Geschlechtsidentitätsgesetz haben und vom Staat hier in unserem Land anerkannt werden. Es ist auch der Beginn, mehr Möglichkeiten für kommende Generationen zu eröffnen, so dass sie sich nicht mit so vielen Hindernissen auseinandersetzen müssen, um Teil dieses Sports zu werden. […]

Ich glaube, dass Menschen ihre Denkweise ändern können, und ich weiß das, weil ich es in der Fußballwelt erlebt habe. Die Tatsache, dass eine gegnerische Spielerin nicht wollte, dass ich gegen sie spiele, und sie jetzt zu einer Person geworden ist, die mich unterstützt und sich mir angeschlossen hat. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, aktivistisch zu sein. So könnte jede Person, die diese Geschichte liest, in der Lage sein, eine andere Perspektive darauf zu haben, was nicht-binär bedeutet. Wir sind alle Menschen und verdienen den gleichen Respekt und die gleiche Würde im Leben, und wir verdienen die Möglichkeit, in allen Aspekten der Gesellschaft zu sein und dazuzugehören. […]

Ermutigen Sie Menschen und lassen Sie sie sehen, dass sie ihre Träume verwirklichen können. Um sie durch meine Geschichte sehen zu lassen, dass Diskriminierung weh tut und ausgrenzt und dass alle Menschen das Recht haben, dieses Leben in Würde zu leben.

Wir haben eine bestimmte Zeit auf der Erde und ich glaube und denke, dass wir während dieser Zeit positive Dinge für uns tun müssen, um Räume zu besetzen, von denen wir ein Teil sein wollen, solange wir andere Menschen nicht verletzen. Und ich glaube, dass das Leben gelebt werden muss, dass unsere bloße Existenz ein so kostbares Geschenk ist und wir es müssen in vollen Zügen nutzen. Wir müssen uns den Ort und die Möglichkeit geben, alles zu tun, was wir tun wollen, alles, was wir gerne tun. Und nun, dass die Menschen lernen, einander zuzuhören, sich gegenseitig zu respektieren. Um zu lernen, wie man liebt.“

 

Illustration von Anna Hürten

17. Dezember

Dolores Cacuango l 1881-1971 l Ecuador l Aktivistin

Mama Dulu, wie Dolores Cacuango auch genannt wird, ist eine Pionierin im Kampf für die Rechte der indigenen Bevölkerung in Ecuador und gilt als einer der ersten Feministinnen dort. Sie wuchs auf einer Hacienda (einem Landgut) auf, wo ihre Eltern unbezahlt arbeiteten. Mit 15 Jahren arbeitete sie selbst ebenfalls auf einer Hacienda für einen Gutsherren und seine Familie. Dolores Cacuango hatte nie Zugang zu Bildung und hat daher nie Lesen und Schreiben gelernt.

Ihre Tätigkeit als Aktivistin beginnt 1930 während eines großen Streiks von indigenen Arbeitenden auf einer Hacienda. Dieser Streik legte den Grundstein für viele weitere Proteste der indigenen Bevölkerung. Während der Mai Revolution 1944 in Ecuador gründete Dolores Cacuango die Indigenous Federation of Ecuador (FEI), um sich auf politischer Ebene für die Rechte der indigenen Bevölkerung einzusetzen. Diese Organisation war die erste überregionale Vereinigung der indigenen Bevölkerung in Ecuador. Gemeinsam mit der kommunistischen Partei, setzte sie sich für eine Landreform ein, bei der Ländereien an indigene Bäuer*innen übergeben werden sollten.

Außerdem gründete Dolores Cacuango die ersten spanisch-quechua bilingualen Schulen für Kinder der indigenen Bevölkerung. Dadurch möchte sie ihnen den Zugang zu Bildung und zur Bildungssprache Spanisch ermöglichen. 1963 wurden die Schulen, die Cacuango eröffnete auf Grund ihrer persönlichen Nähe zum Kommunismus geschlossen. Dolores Cacuango selbst war Kommunistin und wurde für ihren Aktivismus verhaftet.

17 Jahre nach ihrem Tod hat die Regierung in Ecuador sich für die Verbesserung der Bildung der indigenen Bevölkerung ausgesprochen und eine Richtlinie zur bilingualen Bildung herausgegeben.

Text: Lydia

 

Illustration von Ana Luiza Tavares

18. Dezember

Maria Elena Moyano Delgado l 1958-1992 l Peru l Politikerin, Aktivistin

Maria Elena Moyano Delgado, geboren am 29. November 1958 in einer der vielen Barackensiedlungen in Lima, wuchs auf wie die Menschen, denen sie später helfen wird. Ihre Kindheit und Jugend war geprägt von extremer Armut. Als sie 13 Jahre alt war zogen ihre Eltern mit ihr und ihren sechs Geschwistern nach Villa El Salvador, dem ersten geplanten urbanen Stadtbezirk von Lima, wohin Präsident Alvarado Migrant*innen und andere Teile der sehr armen Bevölkerung Perus umsiedeln ließ. Dank brillanter Schulnoten schaffte Maria Elena es in ein Stipendienprogramm, doch nach zwei Jahren unterbrach sie ihr Studium, um sich mehr sozialem Engagement zu widmen. Gemeinsam mit anderen Menschen aus Villa El Salvador half sie, in der Siedlung eine Schule, Suppenküchen und Frauenprojekte aufzubauen und sie gründete 1983 die Popular Federation of Women of El Salvador, FEPOMOVES, der sie mehrere Jahre als Präsidentin vorstehen sollte. Diese organisierte Bildungs- und Trainingsangebote für Frauen und setzte sich für ihre Interessen ein. Im Rahmen dieser Organisation gründete sie auch das „Vaso de Leche“-Programm, das Kinder mit einem täglichen Glas Milch versorgte. Als die kommunistische Terrororganisation „Sendero Luminoso“ (= Leuchtender Pfad) begann, das Engagement in Villa El Salvador anzufeinden, stellte sich die mutige Frau ihnen in den Weg und ließ sich auch von Morddrohungen nicht davon abbringen, sich für ihren Glauben an Gewaltfreiheit und soziale Gerechtigkeit einzusetzen. Als Sendero Luminoso 1992 Gewalt ankündigte, organisierte Maria Elena einen Friedensmarsch. Am nächsten Abend, auf einem Spendenevent, wurde sie Opfer eines brutalen Femizids: Vor den Augen ihrer Kinder wurde sie mit Maschinengewehren hingerichtet, ihr Körper anschließend mit Dynamit gesprengt. Ihren Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten bezahlte sie im Alter von nur 33 Jahren mit ihrem Leben. Etwa 300.000 Menschen kamen zu ihrer Beerdigung. Ihr Lebenswerk wird auch heute noch in Ehren gehalten, 2002 wurde sie vom peruanischen Kongress zur „Heldin der Nation“ erklärt.

Text: Catalina Fipper

 

19. Dezember

Ni Una Menos!

Unter dem Hashtag #NiUnaMenos (dt.: Nicht eine weniger) vernetzen sich seit 2015 in ganz Lateinamerika Menschen zum Protest gegen Frauenmorde, denn weltweit werden jedes Jahr zwei bis drei Millionen Frauen ermordet allein aufgrund der Tatsache, dass sie Frauen sind. Laut den Vereinten Nationen gehört Lateinamerika zu den Regionen, in denen es am häufigsten zu Femiziden und Gewalt gegen Frauen kommt: täglich werden dort zwölf Frauen Opfer tödlicher Gewalt. Die Dunkelziffer ist deutlich höher und die Zahl versuchter Morde wird dabei nicht erfasst.

Die Begriffe Femizid und Feminizid (span.: Femicidio und Feminicidio) beschreiben die Häufung geschlechtsspezifischer Morde, dabei betont Feminizid die Straflosigkeit der Täter und die daraus resultierende Mitverantwortung des Staates an den Verbrechen. Ursachen für die Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen werden in patriarchalen Einstellungen, Misogynie, Sexismus und der Objektifizierung von Frauen gesehen.

Doch Frauenrechtsorganisationen und feministische Bewegungen bekämpfen entsprechende Formen von frauenfeindlicher Diskriminierung und Gewalt. Im öffentlichen Engagement gegen systematische Gewalt gegen Frauen und Mädchen von Ni Una Menos wird geschlechtsspezifische Gewalt aus der sozialen Unsichtbarkeit geholt und als alltägliches Phänomen skandalisiert. Insbesondere die gesellschaftliche Überzeugung, dass Gewalt in Beziehungen eine Privatangelegenheit sei, wird hinterfragt und das Bewusstsein dafür geschaffen, dass gewalttätige Handlungen von Männern nicht akzeptabel sind und ein Auflehnen gegen physische und sexuelle Gewalt nötig ist, um eine Änderung in den gesellschaftlichen Strukturen zu bewirken.

Mittlerweile haben 16 lateinamerikanische Staaten spezielle Gesetze eingeführt, die Femizide ausdrücklich ahnden sollen. Daneben macht der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen auf die immer noch herrschende Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen weltweit aufmerksam.

Text: Jessica

 

Illustration von Anna Hürten

20. Dezember

La Malinche l um 1505-1529 l Mexiko l Dolmetscherin

Die einen verstehen sie als schillerndes Symbol der kulturellen Verständigung, die anderen als eine der umstrittensten Frauen der Weltgeschichte. La Malinche, indiansch Malintzin oder Malinalli genannt, lebte zur Zeit der Kolonialisierung durch die Spanier im heutigen Mexiko. Sie gilt als eine der Schlüsselfiguren der Eroberung Mexikos und man kann sicher sagen, dass ohne sie die Kolonialisierung nicht in der Form stattgefunden hätte, wie wir sie heute als gegeben kennen. Sie wuchs als Kind von indianischem Adel am Isthmus von Tehuantepec auf. Ihre Eltern sollen über einige Ortschaften in ihrer Heimatregion geherrscht haben. Doch ihre Kindheit verlief tragisch: Nachdem ihr Vater gestorben war, heiratete ihre Mutter erneut und gebar einen Sohn, dem die Mutter das Erbe sichern wollte und sich daher entschloss, Malinche an Maya-Sklav*innenhändler*innen zu verkaufen. Als der brutale spanische Eroberer Hernan Cortés das Maya-Volk in Tabasco besiegte, schenkten sie ihm 20 Sklavinnen – unter anderem Malinche. Diese wurden getauft, sie erhielten spanische Namen und wurden auf die Offiziere aufgeteilt. Malinche, die neben ihrer Muttersprache Nahuatl auch die Sprache der Maya fließend sprach, stieg bald zur Dolmetscherin von Hernan Cortés auf und ergänzte außerdem kulturelle Hintergrundinfos. Ab Sommer 1519 war sie auch als Geliebte des Eroberers ständig an seiner Seite. Sie unterstützte die Spanier in ihren Schlachten, motivierte sie und half, Spione zu enttarnen. Sie verkündete Botschaften an die Konquistadoren und gab entscheidende Informationen an Cortés weiter und half ihm so, die Azteken als wichtige Verbündete zum Sturz Tenochtitláns, heute Mexiko-Stadt, zu gewinnen. Als sie 1523 ihre mittlerweile zu Christ*innen konvertierte Mutter und ihren Bruder wieder traf, war sie die mächtigste Frau Neu-Spaniens. La Malinche starb 1529 unter unbekannten Umständen in Tenochtitlán.

Text: Catalina Fipper

 

llustration von Samantha Gonzales Palacios

21. Dezember

Berta Isabel Cáceres Flores I 1973 – 2016 I Honduras I Umwelt- und Menschenrechtsaktivistin

Berta Cáceres‘ familiäre Wurzeln liegen in der indigenen Gruppe der Lenca. Daraus erwuchs ihr Engagement für indigene Völker, das 1983 in die Gründung der Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras mündete, eine Organisation zum Schutz indigener Völker in Honduras. Berta Cáceres initiierte verschiedene umweltaktivistische Kampagnen, die sich u.a. gegen illegale Bauprojekte und Plantagenbesitzer sowie zuletzt gegen die rechtswidrige Errichtung des Agua-Zarca-Damms am Río Gualcarque richteten. Für ihr außergewöhnliches Engagement erhielt Berta Cáceres 2012 den Shalom-Preis und wurde 2015 mit dem Goldman Environmental Prize ausgezeichnet. Zudem wurde sie vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen 2016 als „Champion of Earth“ erklärt.

Der Gefahr, der sie sich innerhalb ihres Landes aussetzte, war Berta Cáceres stets bewusst, wie aus ihren im Folgenden zitierten Worten hervorgeht:

„Die [honduranische] Armee hat eine Todesliste, auf der die Namen von 18 Menschenrechtsaktivisten stehen – mein Name steht an der Spitze. Ich möchte leben und möchte noch eine ganze Menge Dinge in dieser Welt tun, aber ich habe nicht ein einziges Mal überlegt, den Kampf für unser [der Lenca] Gebiet, für ein Leben in Würde aufzugeben, denn wir führen einen legitimen Kampf.“ (Berta Cáceres, 24. Dezember 2013).

Nachdem Berta Cáceres wiederholt das Ziel von Entführung- und Morddrohungen sowie Opfer sexueller Angriffe war, wurde sie am 3. März 2016 in ihrem Haus von mehreren Bewaffneten ermordet.

Der Mord an Berta Cáceres wurde auf Anlass ihrer Familie aufgearbeitet. 2018 konnte endlich eine Anklage gegen den ehemaligen Geheimdienstoffizier des honduranischen Militärs D. C. Mejía erhoben werden, der als Drahtzieher des Mordes an der Menschenrechtsaktivistin gilt. Der erst in diesem Jahr verurteilte Angeklagte ist ehemaliger Geschäftsführer der Firma Desarrollo Energético S.A., eines der am Staudammprojekt Agua Zarca beteiligten Unternehmen, gegen dessen rechtswidrigen Bau sich Berta Cáceres eingesetzt hatte.

Text: Annika Jüttner

 

Illustration von Luisa Kohnen

Azucena Villaflor l 1924-1977 l Argentinien l Aktivistin

22. Dezember

“Todas por todas y todos son nuestros hijos” – Alle für alle und es sind alle unsere Kinder! Mit diesem Spruch führte Azucena Villaflor die von ihr ins Leben gerufene Protestbewegung gegen das totalitäre Regime an, welches von 1976-1983 Argentiniens „Schmutzigen Krieg“ vorantrieb. Die Militärregierung folterte, entführte und ermordete politische Gegner*innen – späteren Schätzungen zufolge gut 30.000 Menschen. Als auch Azucena Villaflors Sohn Nestor und seine Freundin Raquel verschwanden, versuchte sie alles, um bei der Regierung an Informationen zu gelangen. Als dies nicht gelang, tat sie sich mit anderen Müttern verschwundener Kinder zusammen und sie beschlossen, jeden Donnerstag in Buenos Aires vor dem Präsidentenpalast für ihre Kinder zu demonstrieren. Ein weißes Kopftuch wurde zum Markenzeichen der „Madres de Plaza de Mayo“. Im Dezember 1977, acht Monate nach ihrem ersten Protest, teilten die Mütter eine Liste mit den Namen ihrer verschwundenen Kinder in Buenos Aires aus. Noch in derselben Nacht wurde Azucena Villaflor, die erste Vorsitzende, entführt, gefoltert, ermordet und ihre Leiche in den Ozean geworfen. Ihr Körper wurde erst Monate später an die Küste gespült. Auch nach dem Sturz des Militärregimes 1983 bleiben die Mütter eine Gruppe der politischen Reform und eine der größten Menschenrechtsorganisationen in Argentinien. Sie setzen sich bis heute apolitisch für die Freiheit und gegen das Vergessen ein.

Text: Clara

 

Illustriert von José de Jesús González Paredes

23. Dezember

Rigoberta Menchú Tum l heutzutage I Guatemala l Menschenrechtsaktivistin und UNESCO-Sonderbotschafterin

Rigoberta Menchú Tum wurde 1959 als Quiche-Maya in Chimel, Guatemala geboren und arbeitet bis heute als Menschenrechtsaktivistin, indem sie sich für die indigenen Rechte einsetzt.

Ihre Kindheit und Jugend waren geprägt von harter Arbeit auf der Kaffeeplantage ihrer Eltern, welche sich auch politisch und sozial engagierten. Ihr Vater war Gründer des „Komitees für Bauerneinheit“ (Comite Unidad Compesina), dessen Ziel es war, eine überregionale Organisation für die indigene Bevölkerung zu etablieren. Die Familie wurde aufgrund ihrer politischen Überzeugung immer wieder verhaftet und gefoltert. Zuerst wurde ihr Bruder von der Armee festgenommen und umgebracht. Ein Jahr später folgte ihr Vater und kurz darauf starb ihre Mutter an den Folgen von Vergewaltigung und Folter. Trotz all den Schicksalsschlägen organisierte Rigoberta weiterhin im Namen der CUC-Organisation Proteste für die Rechte der Farmarbeiter. Sie half bei der Organisation und Vernetzung des Widerstands gegen die militärische Unterdrückung der indigenen Bevölkerung, dessen Dörfer während des Regimes von Präsident Montts systematisch vernichtet wurden. Anfang der 1980er Jahre wurde sie gezwungen, aus Guatemala zu fliehen. Aus Mexiko organisierte sie weiterhin Demonstrationen gegen die Regierung und gründete 1982 das Oppositionsgremium „Vereinigte Vertretung der guatemaltekischen Opposition“. In dem Jahr trat sie das erste Mal vor die UN-Menschenrechtskommission, um über den seit den 1960er Jahren wütenden Bürgerkrieg zwischen Regierung und indigener Bevölkerung in ihrem Heimatland zu berichten. Sie reiste trotz der gefährlichen und instabilen Situation immer wieder nach Guatemala, um an inoffiziellen Friedensverhandlungen teilzunehmen. 1992 erhielt sie als bis dahin jüngste Preisträgerin den Friedensnobelpreis für ihre Mithilfe bei der Versöhnungsarbeit zwischen Regierung und Guerilla. Rigoberta wurde 1996 von den Vereinten Nationen zur UNESCO-Sonderbotschafterin für die Förderung der Kultur und Rechte Indigener ernannt. 1999 wurde sogar ein Asteroid nach ihr benannt. Heutzutage setzt sie das Preisgeld ihrer Auszeichnungen für humanitäre Zwecke ein. Außerdem baute sie eine Apothekenkette mit dem Namen „Farmacias Similares“ auf. Im September 2007 kandidierte sie bei der Präsidentschaftswahl. Rigoberta hat sich auch außerhalb Guatemalas einen Namen als Verfechterin der ethnokulturellen Aussöhnung gemacht.

Text: Sofia

 

24. Dezember

 

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