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Olá aus Portugal! Tagebuch vom Weltjugendtag

26. Juli 2023

07.08.2023

Der Weltjugendtag in Portugal ist nun vorbei und ich möchte unbedingt wiederkommen, wenn nicht mehr sooo viele Leute da sind ?? Insgesamt habe ich großen Respekt vor der Organisation und den Volunteers: knapp 30 Tausend (!) haben sich engagiert. Neben ein paar Schwierigkeiten schien mir alles gut geplant.

Es hat mich sehr überrascht, mit welchem Enthusiasmus manche Jugendliche und junge Erwachsene ihren Glauben feiern und leben. Wir haben immer wieder Gruppen getroffen, die voller Hingabe christliche Lieder gesungen haben. Mich hat besonders die Veranstaltungen und Messen mit dem Papst überrascht, wie modern kirche, aber auch im weltkirchlichen Kontext gestaltet sein kann. Den papst konnten wir eigentlich immer nur von weiten sehen. Er wirkte auf mich, trotz seines hohen Alters wahnsinnig motiviert, jungen Menschen die botschaft von Liebe zu verkünden.

Die KSHG war in der Zeit des WJT dazu da, Menschen aus Münster zu begleiten und ihnen Begegnungen und Erfahrungen zu ermöglichen. Strukturell hoffe ich, dass die verschiedenen getragenen Regenbögen für Sichtbarkeit gesorgt haben.

Ich denke, aus den Posts davor ist deutlich geworden, dass die Kirche in Deutschland mit dem Synodalen Weg und der Prozess zu mehr Offenheit für verschiedene Identitäten fast alleine dasteht. Diese Problematiken sind hier in Portugal, aber auch in anderen Ländern noch nicht wirklich angekommen. Im Mittelpunkt sollte ebenfalls stehen, welche Rolle die Kirche im Leben von jungen Menschen noch spielen kann und auch darf.

?Arne Feldmann, Referent für Diversität und Gemeindeleben der KSHG

 

04.08.2023

Vom Papstbesuch und gebrochenen Erwartungen

Als Reisegruppe der Hochschulgemeinde in Münster waren wir im Vorfeld der Fahrt zu einem Studierendengespräch mit dem Papst eingeladen worden, die die meisten von uns auch dankend angenommen und sich im Voraus für die Veranstaltung registriert hatten.
Dieses stand am heutigen Morgen um 9:00 Uhr an. Damit einher ging aber auch, was wir vor der Anmeldung zu dieser Veranstaltung noch nicht wussten: Das Veranstaltungsgelände muss in der Zeit von 5:00 Uhr bis 7:00 Uhr betreten werden – in der Früh wohlgemerkt. Also klingelte der Wecker um kurz vor halb sechs, damit wir pünktlich um 6:30 Uhr am Treffpunkt vor Ort an der katholischen Universität Lissabon sein konnten.

Ein gut 40-minütiger Fußmarsch war hier inklusive, schließlich verkehren die Metros erst ab 7:00 Uhr und damit leider für uns zu spät. Glücklicherweise lief beim Check-In und den Sicherheitskontrollen alles glatt durch, sodass wir gut zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn in der gut 1400 Personen fassenden Outdoor-Area eingetroffen waren. Nun hieß es dann allerdings: warten! Und das ganze war bei schattigen Temperaturen und gutem Küstenwind gar nicht mal so angenehm… Nachdem wir die zwei Stunden mehr oder weniger langatmig vertrödelt hatten, kam der Papst mit tosendem Applaus, insbesondere der Spanier neben uns, und einem gesungenen „Jesus Christ, you are my life“ auf die Bühne.

Dann ging es direkt mit drei auf der Bühne vorgelesenen portugiesischen Statements Studierender los. Von weiterer Partizipation war keine Spur. Nach einem kurzen Lied erzählte der Papst ein wenig auf spanisch, ehe die Veranstaltung mit einem Vater Unser nach nicht einmal einer Stunde schon wieder für beendet erklärt wurde.

Da weder die portugiesischen Beitrag ich die spanische Rede des Papstes in irgendeiner Form übrrsetzt wurden, haben wir leider exakt gar nichts verstanden. Und da von studentischer Partizipation aus dem Publikum auch keinerlei Spur zu finden war, war die ganze Veranstaltung schon ziemlich ernüchternd, weil sich das viel zu frühe Aufstehen samt dem ewigen Warten im Vorfeld mal so überhaupt gar nicht gelohnt hat, obwohl ich nicht einmal große Erwartungen an die Veranstaltung hatte, die es zu unterbieten gäbe…

? Aus dem Tagebuch von Henrik Stöttelder, pastoraler Mitarbeiter im Mentorat des Bistums Münster

 

03.08.2023

Die Atmosphäre ist wirklich sehr ausgelassen, fröhlich und hoffnungsvoll. Es ist eine wunderbare Zeit hier mit dieser #KSHGroßartigen Gruppe.

Mich hat besonders der Unterschied zwischen Offenheit und Verschlossenheit innerhalb des katholischen Spektrums überrascht. Sagen wir mal so: die Regenbogenflagge kommt bei den meisten hier nicht gut an…? Ich merke, dass meine Haltung für eine Kirche für alle immer wieder in Frage gestellt wird. Das auf und ab von Zustimmung und Ablehnung des ? zeigt mir, wie wichtig es ist dafür zu kämpfen.

Ich freue mich auf die letzten Tage. Ich glaube es sind mehrere Faktoren, die die Teilnahme wertvoll machen:

  • die insgesamt wunderbar spirituelle Stimmung
  • der kulturelle Austausch, insbesondere mit den Menschen im Gastgeberland
  • Zu lernen, dass man in einer Bubble lebt und das Lebensrealitäten komplett unterschiedlich sein können.

Hat der „Tagesspiegel“ den Weltjugendtag als „katholischen Woodstock“ bezeichnet? Ich glaube der Vergleich ist ein wenig zu kurz gegriffen. Ich würde sagen, die Toiletten und Verpflegungssituation ist etwas besser ?

?Arne Feldmann, Referent für Diversität und Gemeindeleben der KSHG

 

01.08.2023

Lissabon – Klappe, die zwote

Nachdem wir uns schweren Herzens aus Santa Marta verabschieden mussten, ging es in den Bus, der uns samt einem kleinen Teil der Bistumsgruppe nach Lissabon befördern sollte. Zwar wäre es schön gewesen, wenn die Route die entfernungsmäßig kürzeste Strecke über Viseu und Coimbra gewesen wäre, damit wir zumindest aus dem Fenster noch einmal ein wenig unbekannte portugiesische Landschaft gesehen hätten, jedoch führte uns der Weg genauso wieder über Vila Real und Porto, wie wir hingefahren sind. Immerhin konnte man von der Autobahnbrücke, die hoch oben über der Mündung des Douro in den Atlantik thront, ein gutes Foto schießen. Da der Bus in Lissabon nur an der für die Bistumsgruppe relevanten Adresse gehalten hat, mussten wir uns von dort aus den etwa vier Kilometer langen Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unserer Anmeldeadresse bahnen. Das war aber grundsätzlich kein Problem, hätte Eric nicht an der Metrostation festgestellt, dass er sein Handy im Reisebus hat liegenlassen, der inzwischen wieder abgefahren war. So hat Eric jetzt ein bisschen handyfreie Zeit und bekommt es erst in den nächsten Tagen zurück…

Angekommen an unserer Check-In-Adresse in Lissabon, einer großen Kirche in der nördlichen Innenstadt, warteten schon ca. 100 Volonteers und eine Vielzahl verschiedener Teilnehmer. Das Problem: von den vielen Freiwilligen haben nur die wenigsten gearbeitet. Und da die beiden Check-In-Schalter von zwei südostasiatischen Gruppen bevölkert wurden, von denen der Verantwortliche der einen Gruppe jeden Satz der Volontärin aufschreiben musste, um nichts zu vergessen und die andere Gruppe den Check-in viel zu lange durch das Ausfüllen der Akkreditierungen belegte, die man auch hätte woanders ausfüllen können, hab ich hier fast 45 Minuten gewartet, obwohl ich die erste Person in der Warteschlange war… Und als ich dann dran war, war auch der erste Satz, den man mir sagte: „Can You call the priest?“

Schließlich war Cornelius noch mit Eric auf Handysuche und noch nicht am Check-In eingetroffen. Aber dass Cornelius, unser Priester und ich uns die Reiseleitung aufteilen, Cornelius ohnehin für den inhaltlichen Part und nicht für den organisatorischen zuständig ist, das interessierte sie nicht. Sie wollten den Priester haben. Nebenbei: ich glaube, ich hatte hier schonmal was zur Gottgleichstellung von Klerikern gesagt oder? Zur Überraschung, aber auch zur Freude aller ergab der Check-In dann, dass wir auch hier in Lissabon in Gastfamilien untergebracht sein werden. Also: Bett statt Isomatte, Decke statt Schlafsack, Badezimmer statt Gruppendusche und Familienfrühstück statt Massenabfertigung. Was für ein Luxus! Und vor allem sind wir in der Innenstadtpfarrei einquartiert, sodass es nur rund 800m zu Fuß bis zur Hauptveranstaltungsfläche sind. Dass das allerdings nicht nur Vorteile hat, sollten wir am nächsten Tag schon feststellen…

Der WJT 2023 ist eröffnet!

Bevor der WJT am Abend mit der Eröffnungsmesse offiziell begonnen wurde, haben wir den Tag über fast ausschließlich im deutschen Pilgerzentrum im Goethe-Institut verbracht. Dies ist die deutschsprachige Anlaufstelle mit kostenlosem (wirklich gutem) WLAN, Wassereis und Getränken, einem großen schattigen Garten mit Livemusik, Spielen und verschiedenen Programmangeboten. Ich habe dort heute beispielsweise an der Gesprächsrunde mit einer deutschen Diplomatin teilgenommen, die direkt nebenan in der deutschen Botschaft arbeitet. Leider habe ich dort heute noch keine Fotos gemacht, da wir aber in den nächsten Tagen noch häufiger da sein werden, gibt es die Bilder von da sicherlich später.

Um kurz nach 17:00 Uhr waren wir dann im Park Eduard VII, in dem um 19:00 Uhr der Gottesdienst starten sollte. Aber bereits gut zwei Stunden vor Beginn waren tausende Teilnehmenden vor Ort, sodass wir uns für einen Sitzplatz auf einer seitlichen Wiese im Schatten und damit gegen die freie Sicht im Gedrängel der Menge in der prallen Sonne entschieden. Damit einher ging auch, dass wir weder die Bühne, noch eine der zahlreichen Leinwände sehen konnten, aber da die Akustik gut war und wir zusätzlich den deutschsprachigen Livestream auf dem Ohr hatten, ging das trotzdem klar. Dass allerdings das vordere Drittel der Veranstaltungsfläche mal wieder ausschließlich den Priestern und Bischöfen vorbehalten war und damit die Plätze für Laien mit Blick auf die Bühne ohnehin rar waren, weil die Jugend sich durch die Vorrangplätze des Klerus auf den hinteren Plätzen einfinden musste, sagt auch schon wieder viel aus – immerhin dachte ich, ich sei hier beim WeltJUGENDtag gelandet und nicht bei der Bischofskonferenz…

Gemeinsam mit mehreren hunderttausend Menschen war es auf jeden Fall ein Erlebnis! Allerdings wollten wir danach noch etwas essen, womit wir allerdings nicht allein waren. Da ich mit einer Kleingruppe aus gegebenen Anlass erst ein wenig später essen konnte, war bereits überall alles brechend voll und da wir ja auch unsere Unterkunft in fußläufiger Entfernung hatten, schied auch die Idee aus, sich in der Nähe der Unterkunft nach einer Lokalität umzusehen, schließlich waren wir ja bereits dort… Glücklicherweise fanden wir in einer Nebenstraße einen guten Burgerladen, der zwar nicht im Pilgerpass inkludiert war, aber preislich wie geschmacklich voll in Ordnung war. Gut gesättigt war damit der erste volle Tag in Lissabon auch schon wieder um.

? Aus dem Tagebuch von Henrik Stöttelder, pastoraler Mitarbeiter im Mentorat des Bistums Münster

 

31.07.2023

Familientag in Medroes

Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Familie. Denn das offizielle Tagesprogramm startete erst um 18:00 Uhr am Abend, sodass wir bis dahin in den Familien waren. Bei uns begann der Tag um 9:00 Uhr mit der heiligen Messe (natürlich komplett auf Portugiesisch, was aber kein Problem war), an die sich ein kleines „Come-Together“ in der Gemeinde anschloss. Der Priester der Messe hatte uns sechs deutschen Gäste – die anderen unserer Reisegruppe sind in anderen Nachbardörfern untergebracht und waren daher in anderen Gottesdiensten – auf einen Kaffee in das ehemalige Haus eines Gemeindepriesters, der mittlerweile seit einigen Jahren verstorben ist und für den aktuell der Prozess der Seligsprechung in Rom läuft, eingeladen.

Nach der Rückkehr haben Peter und ich mit unserem Gastvater, ebenfalls großer Fußballfan, das deutsche Frauen-WM-Spiel im Fernsehen geschaut (sogar mit deutschem Kommentar), während unsere Gastmutter schon das üppige Mittagessen vorbereitete, das wir in der Folge mit insgesamt elf Personen genießen durften. Denn neben unserer Gastfamilie kamen auch die Eltern unserer Gastmutter sowie ihre Schwester mit ihrer Familie zum Essen vorbei. Grundsätzlich hat die Familie hier in Portugal noch einen höheren Stellenwert als in Deutschland. Hier wird jeden Sonntag mit der ganzen Familie groß zusammen gegessen.

Was groß in diesem Zusammenhang bedeutet? Ein Beispiel: für uns elf Personen wurden allein fünf verschiedene Sorten Dessert zubereitet – Wackelpudding, Tiramisu, frische Melone, ein portugiesischer Karamellnachtisch und ein frisch gebackener Ananaskuchen. Dass wir vorher schon zwischen Salaten, gebratenen Paprikas, Kartoffeln, Reis und diversen Fleischkreationen wählen konnten will ich dabei gar nicht verschweigen!

Nachdem wir in diesem Zusammenhang auch unsere Gastgeschenke überreicht haben und ein Foto mit der Gastfamilie gemacht haben, ging es zur Gastamilie von Hannah und Edda, die einen großen Pool (samt 1m-Brett) bei bester Aussicht in den Bergen zu bieten hatte. Gemeinsam mit Tam und Arne, die ebenfalls da waren und unseren Gastgeschwistern Alfonso und Adriana haben wir dann noch für einige Zeit den Pool unsicher gemacht. Ich denke, andere Leute bezahlen viel Geld, um einmal in so einen Pool springen zu dürfen und für uns war es ein nettes Extra, auch irgendwie ein bisschen komisch…

? Aus dem Tagebuch von Henrik Stöttelder, pastoraler Mitarbeiter im Mentorat des Bistums Münster

 

28.07.2023

Messe des dia dioceses – Oder: Warum die kath. Kirche sich selber abschafft
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des „Dia dioceses“, dem Tag in der Diözese. Dazu reisten alle Pilgerinnen und Pilger, die aus den verschiedenen Ländern irgendwo im Bistum untergebracht sind, nach Vila Real, die Bistumsstadt. Begonnen wurde dieser Tag mit einer Eucharistiefeier mit dem Ortsbischof Antonio Azevedo. Um mit den positiven Dingen des Gottesdienstes zu beginnen: Mit weit mehr als 1000 Leuten das WJT-Lied zum Abschluss zu schmettern, war sehr schön.

Außerdem hat es mich gefreut, viele bekannte Gesichter aus dem Bistum Münster zu sehen, die heute auch in Vila Real waren, aber in anderen Gemeinden einquartiert sind. (Fast) Alles andere dagegen eher nicht so. Erstmal war die Messe viel zu lang (ziemlich genau 2 Stunden), was angesichts der Übersetzung und Vortrag von Evangelium und Predigt in fünf verschiedenen Sprachen nicht verwunderlich, aber angesichts des Wetters bei mehr als 30°C Außentemperatur und so vielen Menschen in einer dafür natürlich zu kleinen Kirche eher nicht so angebracht war.

Ich hatte dadurch mehr Sorge, dass Personen (insbesondere meiner Reisegruppe) eher kollabieren, statt dass ich gedanklich beim Gottesdienst anwesend war… Darüber hinaus war der Einzug mit mehr ca. 60 Priestern, die nach dem Altarkuss am Anfang keine weitere Funktion mehr hatten, ziemlich unnötig. Aber in unserer klerikalen Kirche wundert das ja auch nicht mehr…

Besonders schockiert hat mich dann die Austeilung der Kommunion. Statt sich gesittet von Reihe zu Reihe nach vorn zu begeben, um die Kommunion beim vorgesehenen Kommunionhelfer zu empfangen, sprinteten die Menschen aus Mexico und Kolumbien sofort nach vorne los – ganz egal, wo ihr (Sitz-)Platz in der Kirche war, um möglichst als allererstes beim Bischof die Hostie zu bekommen. Das brachte nicht nur Chaos in der ganzen Kirche, sondern auch großes Unverständnis meinerseits, schließlich ist es ja nun auch nicht so, als könnten außer dem Bischof keine weiteren Menschen die Kommunion austeilen…

By the way: Heute haben das sowieso nur Priester gemacht. Aber so ein Verhalten erklärt dann eben auch, warum synodale Prozesse in der katholischen Kirche eben kaum funktionieren können, weil es (zu) viele Menschen gibt, die an der gefühlten Gottgleichstellung von Bischöfen und der Selbstverständlichkeit hierarchischer Strukturen in der Kirche festhalten. Den passenden Rahmen dazu bildete auch der Inhalt der Predigt, dass wir alle auf Papst Franziskus hören müssen, schließlich sei er der einzige, der wirklich sagen könne, was Sache ist… Muss ich noch ein Fazit zum Gottesdienst ziehen? Ich glaube nicht oder?

? Aus dem Tagebuch von Henrik Stöttelder, pastoraler Mitarbeiter im Mentorat des Bistums Münster

 

27.07.2023

Nach einem nicht sehr ausgiebigen Frühstück in den Gastfamilien, was mir als allseits bekanntem Frühstücksverweigerer durchaus gelegen kam, ging es wieder nach Santa Marta, von wo aus es mit zwei kleinen Bussen, unserer Gruppe und einer erlesenen Auswahl portugiesischer Jugendlichen auf eine Tour durchs Hinterland der Region ging. Ziel war es, zahlreiche Kirchen zu besichtigen.

(…) Allerdings muss ich sagen, dass für mich alle Kapellen irgendwie ziemlich ähnlich aussahen: viel zu golden, viel zu prunkvoll, viel zu viel Maria, viel zu wenig schlicht – und vor allem: Alle Kapellen sind hier grundsätzlich verschlossen. Nur mit dem Pfarrer konnten wir die Kapellen betreten. Warum das so ist? Keine Ahnung… Ehrlich gesagt finde ich es auch ziemlich traurig, dass man Leute, die überhaupt noch wollen, davon abhält, eine Kirche zu betreten. Aber hier in Portugal tickt die katholische Welt wohl noch ein wenig anders… Weil mir die Kapellen eben eher nicht so zugesagt haben, hab ich lieber die Aussicht von den verschiedenen Spots fotografiert.

(…) Nach dem Abendessen, das wir wieder im Restaurant San Antonio genießen durften, ging es zur Kerzenprozession. Das ist eine lange Tradition in Santa Marta, bei der sich das ganze Dorf versammelt und von einer kleinen Kapelle auf dem Berg nach unten zur großen Kirche pilgert und dabei den Rosenkranz betet. Begleitet wird dieses durch eine große Marienfigur, die ähnlich eines Baldachins durch die Gassen getragen wird. Grundsätzlich stellt man nach wenigen Tagen schon fest, dass die Marienfrömmigkeit hier besonders hoch ist. Gut, mit Fatimá liegt in Portugal auch der weltweit wohl bekannteste Ort der Marienwallfahrt, da kann man sich das auch fast schon denken, dass Maria hier eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Aber auch die Tatsache, dass auch die Jugendlichen hier wie selbstverständlich rosenkranzbetend an der Prozession teilnehmen, sagt viel über die Spiritualität aus.

Aber bei einem Bistum, in dem von den ca. 206.000 Einwohnenden mehr als 202.500 katholisch sind, verwundert auch das nur bedingt – wenngleich natürlich das Ausleben der eigenen Konfession hier ganz anders abläuft als in Deutschland. Aber dazu gibt es hier sicherlich später nochmal einen eigenen Post zu.

? Aus dem Tagebuch von Henrik Stöttelder, pastoraler Mitarbeiter im Mentorat des Bistums Münster

 

26.07.2023

Angekommen am Flughafen in Porto erwarteten wir die Ankunft von 57 weiteren Pilgerinnen und Pilgern aus dem Bistum Münster. Schließlich sind aus dem ganzen Bistumsgebiet etwa 300 Menschen beim Weltjugendtag, von denen in den heutigen Nachmittagsstunden eine von insgesamt fünf Fliegern in Porto landete. Zusammen mit diesen 57 Menschen machten wir uns dann auf den Weg ins Bistum Vila Real, unser Austauschbistum.

Die Stadt liegt etwa 100km weiter östlich, also im Landesinneren. Während die andere Gruppe in Alijo untergebracht ist, ist meine Gruppe in Santa Marta de Penaguiao in Gastfamilien einquartiert worden. Beides sind kleine Gemeinden im Bistum Vila Real. Den Auftakt bildete ein warmer Empfang unserer Gruppe im Rathaus – das ganze Dorf war hier auf den Beinen, als wir ankamen. Nach kurzer Vorstellung des Programms hier vor Ort ging es dann mit den Gastfamilien in ein Restaurant zum Abendessen und anschließend weiter mit den Familien nach Hause.

? Aus dem Tagebuch von Henrik Stöttelder, pastoraler Mitarbeiter im Mentorat des Bistums Münster

 

25.07.2023

„Wir sind mit 24 Menschen von Münster nach Porto geflogen und verstehen uns sehr gut. Die Stimmung ist sehr angenehm.

Heute ist noch eine kleine Stadttour durch Porto mit anschließenden Abendessen geplant. Ein Stadtteil in Porto zahlt zum Weltkulturerbe. Freue mich darauf den zu erkunden.
Morgen holen wir die anderen Gruppen des Bistums Münster vom Flughafen ab und dann geht es weiter.

Ich freue mich auf eine wunderschöne Zeit mit der Gruppe in Portugal und darauf neue Menschen kennenzulernen. Ich freue mich besonders darauf, die Idee einer Kirche, die den Blick auf die Bedürfnisse der Menschen legt und jede*n willkommen zu heißt durch das hochalten unserer Fahne, Haltung und unsere Einstellung.“

? Arne Feldmann, Referent für Diversität und Gemeindeleben der KSHG