Offener Brief der KHG Köln
Hiermit teilen wir den offenen Brief der KHG Köln mit euch:
„Sehr geehrte Frau Dr. Schwarz-Boenneke,
wir wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie im Nachklang unseres Gesprächs vom 12. Januar 2021. Gegenstand dieses Gesprächs war auch die Ablehnung einer unserer zentralen Forderungen, nämlich das Positionspapier wieder auf der Homepage der KHG sowie im Programmheft zu veröffentlichen.
Aus der Einsicht heraus, dass die Notwendigkeit der Veröffentlichung des Positionspapiers immer noch nicht ernst genommen und verstanden wird, möchten wir dies noch einmal sachlich begründen. Vielleicht finden unsere Argumente auf diese Weise Gehör und machen die Veröffentlichung des Positionspapiers im Programm des Sommersemesters möglich.
Zuerst möchten wir noch einmal betonen, dass wir uns aus der Identifikation mit unserer Aufgabe heraus positionieren: Das Positionspapier ist entstanden, um einen kirchlichen Raum für Studierende zu schaffen, in den sie sich eingeladen fühlen, trotz struktureller Diskriminierung durch die katholische Kirche im Allgemeinen. Die Entscheidung, die Veröffentlichung auf der Website und den Abdruck im Programmheft dauerhaft zu verbieten, widerspricht den Realitäten der Hochschulpastoral, da dieser Raum jedes Semester neu geschaffen werden muss: Um diejenigen einzuladen, die uns als Hochschulgemeinde noch nicht kennen und um denjenigen, die schon da sind, nicht buchstäblich den Boden unter den Füßen weg zu ziehen.
Seit der Erstveröffentlichung im Mai 2019 hat unser Positionspapier (leider) nichts von seiner Aktualität, formaler Berechtigung und Relevanz für uns als Hochschulgemeinde und unser Klientel eingebüßt. Dies wird durch die ungebrochene Solidarität von Studierenden und Hochschulgruppierungen, universitären Institutionen und kirchlichen Verbänden hinreichend bestätigt. Zu Ihrer Übersicht haben wir diese am Ende dieses Textes aufgelistet.
Die Inhalte des Papiers sind bisher von Ihnen oder anderen Vertreter*innen des Erzbistums Köln weder argumentativ widerlegt, noch in irgendeiner Form kommentiert worden.
Gleichzeitig ließ die Pressestelle des Erzbistums verlauten, dass das Bistum an einem Austausch über kritische Themen interessiert sei (19.11.2020). Wir haben seither einige Vorschläge gemacht, wie wir in einen inhaltlichen Austausch auf Augenhöhe kommen können, beispielsweise die Veröffentlichung einer kommentierten Version des Papiers oder einer inhaltlichen Positionierung des Bistums in unserem Programm. Diese Vorschläge werden dem akademischen Anspruch einer Hochschulgemeinde und der inhaltlichen Qualität des Positionspapiers gerecht. Leider sind Sie bis heute nicht auf diese Vorschläge eingegangen. Wir vermuten dahinter eine gewisse Sprachlosigkeit, die darauf beruhen könnte, dass sich unsere Positionen auf Grundrechte berufen, von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen und durch aktuelle Studien wissenschaftlich abgesichert sind.
Die katholische Kirche lebt mit einer unheilvollen Geschichte von Zensur. Das umfassende Veröffentlichungsverbot durch Ihre Dienstanweisung im Oktober 2020 und die anschließende Entfernung des Papiers von unserer Website durch Ihre Abteilung hatte das Ziel einer Informationskontrolle durch Macht und war somit faktisch Zensur. Diese Vorgänge haben die Notwendigkeit unseres Positionspapiers mit einer schockierenden Plastizität deutlich gemacht. Die bekannteste Theologin des synodalen Wegs, Prof. Dr. Julia Knop sagte dazu am 20. November 2020 im Deutschlandfunk: „Das Papier (…) fordert die freie Rede und die Kirchenleitung in Köln bestätigt im Grunde die Berechtigung dieser Forderung, weil sie genauso agiert, wie es im Papier kritisiert wird“.
Umso wichtiger wäre zum jetzigen Zeitpunkt das Zeichen, dass kirchliche Institutionen und ihre engagierten Mitarbeitenden im Sinne einer Vielfalt von Kirche diese Positionen einnehmen dürfen, ohne Restriktionen zu erfahren. Das Positionspapiers hat wegen der großen medialen Aufmerksamkeit im November 2020 ohnehin eine große Sichtbarkeit und
Verbreitung erfahren, die Aufrechterhaltung eines isolierten Veröffentlichungsverbots für uns als KHG Köln ist daher widersinnig und wird von uns als reine Machtdemonstration verstanden. Das Positionspapier hat als diskursives Ereignis vor allem durch das bundesweite Presse-Echo den Diskurs über die Frage nach der Zukunft der katholischen Kirche entscheidend mitgeprägt. Es ist daher als Beitrag dieses Diskurses in seiner Form nicht zu verbieten, sondern vielmehr zu schützen.
Mit dem französischen Theologen Pierre Abaelard, der im zwölften Jahrhundert von Papst Innozenz II. zu ewigem Schweigen verurteilt wurde, mahnen wir an, die Auseinandersetzung mit dem Positionspapier auf der Ebene der Vernunft auszutragen und die Ebene der Restriktionen und Verbote hinter uns zu lassen. So könnte tatsächlich ein neues Kapitel beginnen.
In diesem Sinne möchten wir Sie ermutigen, Ihren Entschluss noch einmal zu überdenken.
Mit freundlichen Grüßen
das Team der Unterzeichner*innen
Damian Weber
Julian Salzsieder
Luis Reichard
Katharina Kronenberg
Martina Schäfer-Jacquemain
Justin Hölzer
Daniel Grau
Marita Lennartz
Janne Unger
Solidarisch mit den Unterzeichner*innen des Positionspapiers bzw. den Betroffenen der Zensurmaßnahme (Stand 15.01.2021):
Studierendenparlament der Universität zu Köln
Asta Universität zu Köln
Studierendenwerk Köln
TH Köln Internationale Beratung
Fachschaft evangelische Theologie Köln
Verein Enactus an der Universität zu Köln
Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Köln
Über 2500 Katholik*innen im Hochschulkontext (Petition)
Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (AKH)
Forum Hochschule und Kirche (FHoK)
StAV der Theologen der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd
Katholisch Studierende Jugend
Zentralverband der MitarbeiterInnen in Einrichtungen der katholischen Kirche Deutschlands
Frauenbund Kdfb
KFD Deutschland
Kfd Münster
Kfd Trier
# MeinGottdiskriminiertnicht
Maria 2.0
Maria 2.0 Rheinland
Maria 2.0 Erzbistum Köln
Deutscher Berufsverband Sozialer Arbeit
Katholikenausschuss in der Stadt Köln
BDKJ Diözesanverband Köln
DJK Südwest Köln
DPSG Köln
Kölner Jugendring e.V.
DBKJ Osnabrück
Pfarrjugend St. Joseph
Multiple Voices (Studentischer Chor an der KHG)
Kammerchor Constant (Chor an der KHG)
Die Erben (Chor an der KHG)
Fiat Ars (Chor an der KHG)
Interkulturelle Theaterwerkstatt der TH Köln
Über 40 Studierende und Lehrende der Kölner Hochschulen (Einzel-Statements)
Politisch-Theologische Aktionsgruppe Köln
KSHG Münster
KHG Frankfurt
KHG Göttingen
KHG Tübingen
KHG Karlsruhe
KHG Flensburg
KSG Edith Stein Berlin
KHG Linz
KHG Mainz
Seelsorgeteam Khg Ksh
Mentorat Münster
ESG Köln
ESG Leipzig
ESG Erlangen
ESG Bonn
ESG Cottbus
ESG Potsdam
Karl Lauterbach
Elfi Scho-Antwerpes
Caroline Kebekus
BDKJ Diözesanverband Köln
BDKJ Osnabrück
KSJ Trier
Junger DBSH Mainz
Junger DBSH Köln
KJG Bochum Riemke
Evangelische Jugend Euskirchen
AREOPAG – mehr als ein Jugendcafé
Katholische Kirche Aalen
Netzwerk Ruach
WinD Köln/Bonn
Cologne Pride
Koeln-Lotse
11tes-Gebot
Heilige und Halunken
Karen Eliot“