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Offener Brief der KHG Köln

26. Januar 2021

Hiermit teilen wir den offenen Brief der KHG Köln mit euch:

„Sehr geehrte Frau Dr. Schwarz-Boenneke,

 

wir wenden uns mit diesem offenen Brief an Sie im Nachklang unseres Gesprächs vom 12. Januar 2021. Gegenstand dieses Gesprächs war auch die Ablehnung einer unserer zentralen Forderungen, nämlich das Positionspapier wieder auf der Homepage der KHG sowie im Programmheft zu veröffentlichen.

 

Aus der Einsicht heraus, dass die Notwendigkeit der Veröffentlichung des Positionspapiers immer noch nicht ernst genommen und verstanden wird, möchten wir dies noch einmal sachlich begründen. Vielleicht finden unsere Argumente auf diese Weise Gehör und machen die Veröffentlichung des Positionspapiers im Programm des Sommersemesters möglich.

 

Zuerst möchten wir noch einmal betonen, dass wir uns aus der Identifikation mit unserer Aufgabe heraus positionieren: Das Positionspapier ist entstanden, um einen kirchlichen Raum für Studierende zu schaffen, in den sie sich eingeladen fühlen, trotz struktureller Diskriminierung durch die katholische Kirche im Allgemeinen. Die Entscheidung, die Veröffentlichung auf der Website und den Abdruck im Programmheft dauerhaft zu verbieten, widerspricht den Realitäten der Hochschulpastoral, da dieser Raum jedes Semester neu geschaffen werden muss: Um diejenigen einzuladen, die uns als Hochschulgemeinde noch nicht kennen und um denjenigen, die schon da sind, nicht buchstäblich den Boden unter den Füßen weg zu ziehen.

 

Seit der Erstveröffentlichung im Mai 2019 hat unser Positionspapier (leider) nichts von seiner Aktualität, formaler Berechtigung und Relevanz für uns als Hochschulgemeinde und unser Klientel eingebüßt. Dies wird durch die ungebrochene Solidarität von Studierenden und Hochschulgruppierungen, universitären Institutionen und kirchlichen Verbänden hinreichend bestätigt. Zu Ihrer Übersicht haben wir diese am Ende dieses Textes aufgelistet.

 

Die Inhalte des Papiers sind bisher von Ihnen oder anderen Vertreter*innen des Erzbistums Köln weder argumentativ widerlegt, noch in irgendeiner Form kommentiert worden.

Gleichzeitig ließ die Pressestelle des Erzbistums verlauten, dass das Bistum an einem Austausch über kritische Themen interessiert sei (19.11.2020). Wir haben seither einige Vorschläge gemacht, wie wir in einen inhaltlichen Austausch auf Augenhöhe kommen können, beispielsweise die Veröffentlichung einer kommentierten Version des Papiers oder einer inhaltlichen Positionierung des Bistums in unserem Programm. Diese Vorschläge werden dem akademischen Anspruch einer Hochschulgemeinde und der inhaltlichen Qualität des Positionspapiers gerecht. Leider sind Sie bis heute nicht auf diese Vorschläge eingegangen. Wir vermuten dahinter eine gewisse Sprachlosigkeit, die darauf beruhen könnte, dass sich unsere Positionen auf Grundrechte berufen, von einem breiten gesellschaftlichen Konsens getragen und durch aktuelle Studien wissenschaftlich abgesichert sind.

 

Die katholische Kirche lebt mit einer unheilvollen Geschichte von Zensur. Das umfassende Veröffentlichungsverbot durch Ihre Dienstanweisung im Oktober 2020 und die anschließende Entfernung des Papiers von unserer Website durch Ihre Abteilung hatte das Ziel einer Informationskontrolle durch Macht und war somit faktisch Zensur. Diese Vorgänge haben die Notwendigkeit unseres Positionspapiers mit einer schockierenden Plastizität deutlich gemacht. Die bekannteste Theologin des synodalen Wegs, Prof. Dr. Julia Knop sagte dazu am 20. November 2020 im Deutschlandfunk: „Das Papier (…) fordert die freie Rede und die Kirchenleitung in Köln bestätigt im Grunde die Berechtigung dieser Forderung, weil sie genauso agiert, wie es im Papier kritisiert wird“.

 

Umso wichtiger wäre zum jetzigen Zeitpunkt das Zeichen, dass kirchliche Institutionen und ihre engagierten Mitarbeitenden im Sinne einer Vielfalt von Kirche diese Positionen einnehmen dürfen, ohne Restriktionen zu erfahren. Das Positionspapiers hat wegen der großen medialen Aufmerksamkeit im November 2020 ohnehin eine große Sichtbarkeit und

 

Verbreitung erfahren, die Aufrechterhaltung eines isolierten Veröffentlichungsverbots für uns als KHG Köln ist daher widersinnig und wird von uns als reine Machtdemonstration verstanden. Das Positionspapier hat als diskursives Ereignis vor allem durch das bundesweite Presse-Echo den Diskurs über die Frage nach der Zukunft der katholischen Kirche entscheidend mitgeprägt. Es ist daher als Beitrag dieses Diskurses in seiner Form nicht zu verbieten, sondern vielmehr zu schützen.

Mit dem französischen Theologen Pierre Abaelard, der im zwölften Jahrhundert von Papst Innozenz II. zu ewigem Schweigen verurteilt wurde, mahnen wir an, die Auseinandersetzung mit dem Positionspapier auf der Ebene der Vernunft auszutragen und die Ebene der Restriktionen und Verbote hinter uns zu lassen. So könnte tatsächlich ein neues Kapitel beginnen.

 

In diesem Sinne möchten wir Sie ermutigen, Ihren Entschluss noch einmal zu überdenken.

 

Mit freundlichen Grüßen

das Team der Unterzeichner*innen

Damian Weber

Julian Salzsieder

Luis Reichard

Katharina Kronenberg

Martina Schäfer-Jacquemain

Justin Hölzer

Daniel Grau

Marita Lennartz

Janne Unger

 

 

Solidarisch mit den Unterzeichner*innen des Positionspapiers bzw. den Betroffenen der Zensurmaßnahme (Stand 15.01.2021):

 

Studierendenparlament der Universität zu Köln

Asta Universität zu Köln

Studierendenwerk Köln

TH Köln Internationale Beratung

Fachschaft evangelische Theologie Köln

Verein Enactus an der Universität zu Köln

Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Köln

Über 2500 Katholik*innen im Hochschulkontext (Petition)

Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschulgemeinden Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (AKH)

Forum Hochschule und Kirche (FHoK)

StAV der Theologen der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd

Katholisch Studierende Jugend

Zentralverband der MitarbeiterInnen in Einrichtungen der katholischen Kirche Deutschlands

Frauenbund Kdfb

KFD Deutschland

Kfd Münster

Kfd Trier

# MeinGottdiskriminiertnicht

Maria 2.0

Maria 2.0 Rheinland

Maria 2.0 Erzbistum Köln

Deutscher Berufsverband Sozialer Arbeit

Katholikenausschuss in der Stadt Köln

BDKJ Diözesanverband Köln

DJK Südwest Köln

DPSG Köln

Kölner Jugendring e.V.

DBKJ Osnabrück

Pfarrjugend St. Joseph

Multiple Voices (Studentischer Chor an der KHG)

Kammerchor Constant (Chor an der KHG)

Die Erben (Chor an der KHG)

Fiat Ars (Chor an der KHG)

Interkulturelle Theaterwerkstatt der TH Köln

Über 40 Studierende und Lehrende der Kölner Hochschulen (Einzel-Statements)

Politisch-Theologische Aktionsgruppe Köln

KSHG Münster

KHG Frankfurt

KHG Göttingen

KHG Tübingen

KHG Karlsruhe

KHG Flensburg

KSG Edith Stein Berlin

KHG Linz

KHG Mainz

Seelsorgeteam Khg Ksh

Mentorat Münster

ESG Köln

ESG Leipzig

ESG Erlangen

ESG Bonn

ESG Cottbus

ESG Potsdam

Karl Lauterbach

Elfi Scho-Antwerpes

Caroline Kebekus

BDKJ Diözesanverband Köln

BDKJ Osnabrück

KSJ Trier

Junger DBSH Mainz

Junger DBSH Köln

KJG Bochum Riemke

Evangelische Jugend Euskirchen

AREOPAG – mehr als ein Jugendcafé

Katholische Kirche Aalen

Netzwerk Ruach

WinD Köln/Bonn

Cologne Pride

Koeln-Lotse

11tes-Gebot

Heilige und Halunken

Karen Eliot“