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Vigil zur XII. Nacht

5.1.2022 | 18:30

Die Veranstaltung im Dom beginnt um 18:30 Uhr. Der Einlass beginnt 30 Minuten vorher mit Kontrolle der 3-G-Nachweise. Die Vigil im Dom ist für alle Interessierten geöffnet und mit freiem Eintritt. Zum Anschließenden Empfang sind nur geladene Gäste zugelassen.

DIE ZWÖLFTE NACHT

Im Vergleich zum Sonnenjahr fehlen dem 354 Tage zählenden Mondjahr elf Tage und zwölf Nächte, die in der Abendländischen Christenheit als sogenannte Tote Tage und Rauhnächte nach der Wintersonnenwende an das Mondjahr angefügt werden, um die Kongruenz mit dem Sonnenjahr herzustellen. Die erste dieser Rauhnächte war die Heilige Nacht am 24. Dezember, in welcher nach rituellem Brauch Haus und Hof mit Weihwasser oder Inzens geweiht wurden. Von diesem Brauch erhielt das Hochfest der Geburt des Herrn sowie die folgenden zehn Tage bis zum fünften Januar auch die weithin geläufige Bezeichnung Weihnachten.

Zugrunde liegen dem Segnungsbrauch  ursprünglich  pagane Riten der römischen Saturnalien, die zu dieser Zeit begangen wurden. So gehen die sieben O-Antiphonen der sieben Tage des hohen Advents ab dem 17. Dezember auf den Beginn der Saturnfeiern zur römischen Wintersonnenwende am gleichen Tage zurück; sie beenden mit der letzten Antiphon ‘O Immanuel‘ am 23. Dezember den Advent und führen zugleich durch die Tagesliturgie des 24. Dezember in die eigentliche Weihnachtszeit – die Toten Tage – ein.

Die Bezeichnung ‘Rauhnacht‘ leitet sich einerseits vom Brauchtum des Einräucherns her, andererseits liegt ihr Ursprung im Geisterglauben: In vielen Kulturen des Abendlandes wird angenommen, dass in den Toten Tagen die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt oder beeinträchtigt sind, welches die christliche Mythologie mit der Inkarnation Gottes in die Welt begründet. Durch die Umstände der wundersamen Aufnahme des Schöpfers in seine Schöpfung als Eingeborener werde es kreatürlichen Elementen und Geistern gestattet, ihre natürlichen Beschränkungen durch Mutation oder Metamorphose zu verändern. So sollen Tiere menschliche Gestalt oder Eigenschaften annehmen und Geister ihren Gräbern entsteigen und umherwandeln; die Himmelsgeister wiederum steigen vom Himmel herab, um den Menschen die Frohe Botschaft der Geburt des Heilandes zu verkünden. Der Brauch der Einsegnung wird so zur Bereitung des göttlichen Einzuges wie auch zum Abwehrzauber gegen böse Geister. ‚Mitten im kalten Winter / wohl zu der halben Nacht‘ wird Gott in die tiefste Dunkelheit geboren – die sprichwörtliche Geisterstunde sowie die verbreitete Legende, Tiere sprächen zu dieser Stunde in der Heiligen Nacht die Sprache der Menschen, haben hier ihren Ursprung.

Mit der letzten Rauhnacht am 5. Januar, die zugleich die letzte Weihnacht ist, werden die Gesetze der Natur wiedereingesetzt und die Einigkeit des Himmels mit der Erde beendet. Am folgenden Tag feiert die Kirche mit dem Hochfest der Erscheinung des Herrn den Abschluss der Ankunft Gottes in seine Schöpfung, der er sich nun vollends in Herrlichkeit als ihr Herr und Schöpfer, als „Licht in der Finsternis“ (Joh 1,5) offenbart. Die abendländische Kirche trennt somit das Mysterium der Inkarnation, also die Aussage „Gott wird Mensch“ als wundersame wie revolutionäre Erkenntnis der Menschwerdung Gottes, vom Mysterium der Theophanie mit der Aussage „Gott ist Mensch“ als der Erhöhung der Person Christi, die mit ihren eigenen Festtagen begangen werden. Die oftmals vermutete Diskrepanz zwischen Kirchenjahr und Kalenderjahr wird durch die Feier des Weihnachtsfestkreises aufgelöst: Am Dreikönigsfest, vielerorts auch Großneujahr genannt, erfolgt der Ausblick von der Ankunft des Heilands auf den göttlichen Heilsplan zur Rettung des Menschen, der sich im neuen Kalenderjahr, also dem neuen Sonnenjahr, mit dem Osterfestkreis entfaltet.

Die Magioi, die Sterndeuter aus dem Orient, gebrauchten ihre Kenntnis des Kreislaufs der Gestirne und ihrer kalendarischen Bedeutung nicht nur als Astronomen, sondern als Mittel zur Erkenntnis Gottes. In diesem Akt offenbaren sie ihre Weisheit und werden zu den Weisen aus dem Morgenland. Ihr Diktum „Wir haben seinen Stern aufgehen  sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (Mt. 2,2) macht deutlich, dass, wer in Christus Gott erkennt, der Konsequenz der Weisen folgt und ihm huldigt, sprich: ihn anbetet.

Details

Datum:
5.1.2022
Zeit:
18:30
Veranstaltungskategorien:
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Veranstaltungsort

St.-Paulus-Dom
Domplatz
Münster, 48143