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KSHG_Adventskalender

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24. Dezember

 

Wer bist du? Was sagst du von dir selber? Fragen, die Johannes dem Täufer gestellt werden (Joh 1) und Fragen, die dir vielleicht auch schon begegnet sind.

Gottes* Antwort: “Ich bin der Ich-bin-da” (Ex 3,14). Er*sie ist der*die war, ist und sein wird. Er*sie ist damit das Sein selbst. Der Immanuel, der Gott mit uns (Mt 1).

Was bleibt? Sprachlosigkeit, Staunen und die leise Erkenntnis, dass dieses Kind in der Krippe etwas mit uns zu tun hat. Etwas mit Nähe zu tun hat. Mit Licht und mit Hoffnung. In ihm sind wir dem Sein ganz nahe.

 

 

Es gibt Unmengen Nachrichten. Viele sind schlecht. Es gibt Unmengen Geschichten. Von Ringen, Kämpfen, Hoffen und Bangen. Das hier ist eine davon. Eine voller Hoffnung und Suche. Ein bisschen Weihnachten, Heiliges Land, und zwei Sterne.

Wir wünschen dir ein Licht in der Finsternis und immer einen Schimmer Hoffnung. Wir wünschen dir Momente voller Staunen und leuchtende Augen. Wir wünschen dir, dass es hell ist, da, wo du gerade bist und das auch du Licht sein kannst. Entzündet durch das Kind in der Krippe, gerufen vom Schein des Sterns und auf der Suche nach Frieden und Liebe.

Gesegnete Weihnachten wünschen dir für die KSHG Münster
Laura und Leonhard

 



23. Dezember

Zu Beginn der Schöpfung entsteht das Licht. Es durchbricht die Finsternis und es hat keinen Ausgangspunkt. Sonne, Sterne und Mond werden erst am vierten Tag geschaffen. Dahinter kann die Idee stehen, dass es noch etwas anderes gibt, das Licht ist, das Licht sein kann und die Finsternis durchbricht. Etwas, das, wie Johannes schreibt, in der Finsternis leuchtet und von ihr nicht erfasst wird. Etwas, das nicht ausgelöscht werden kann, etwas,das bleibt.

Gibt es etwas, das für dich ein Licht ist, etwas, das bleibt? Gibt es Menschen, die Licht für dich sind? Licht, das von der Finsternis nicht erfasst wird, Licht das bleibt? Kann Gott* dieses Licht für dich sein?

Hier kannst du dir „Leuchtfeuer“ von Emm6 anhören [youtube-Link].

„Du bist mein Ja, du bist mein Nein, in einer Welt voller Vielleichts“, singen Emm6.

Klarheit. Klarheit in vielen Fragen. Kein Vielleicht, kein Ausweichen. Klarheit in allem, was unverständlich bleibt. Erich Fried schreibt in seinem Gedicht Fragen und Antworten: “Nichts oder alles? Was soll das bedeuten? Das es ein und dasselbe ist.” Klarheit. Und das in einem völligen gedanklichen Paradox.

So in etwa ist vielleicht auch dieses Licht, von dem zu Beginn des Johannesevangeliums berichtet wird. Dieses Licht, das die Finsternis sprengt und von ihr nicht erfasst werden kann. Da entsteht die Hoffnung, dass da jemand ist, der*die Leuchtfeuer ist. Der*die in allen Fragen Klarheit anbietet. Kompass, Wegweiser, Echolot. Auch ohne zu Wissen, wo es hingeht.

Vanessa, Hannah und Laura sprechen in der heutigen Vor-Weihnachtsfolge des Denkmit:woch auch über Fragen und Antworten, über den Heiligen Abend, darüber, was Weihnachten für sie ausmacht und was es heißen kann Licht zu sein. Höre gerne rein.

 



22. Dezember

 

Was sind für dich die Werke der Finsternis? Was sind für dich die Werke des Lichts? Was löst diese Metaphorik in dir aus, welche Bilder hast du im Sinn, wenn du diesen Fragen nachgehst? Wie lassen sie sich aufdecken und verstehen?

Die Aufklärung steht unter anderem dafür, mit alten theologischen Erklärungsmodellen der Welt aufgeräumt zu haben und sich sogar (zumindest bei einigen Autoren) ganz explizit gegen metaphysische Erklärungsmodelle der Welt zu richten. Aber auch schon in der Philosophie bzw. Theologie des Mittelalters, wurde der menschlichen Vernunft mehr zugetraut, als man heute gemeinhin annimmt. Vom Licht ist dort zumeist an jenen Stellen die Rede, wo nicht mit biblischen Texten oder in Bezug auf die antiken Philosophen (insb. Aristoteles) als Autoritäten Bezug genommen wird und also menschliche Vernunft und menschlicher Verstand die Autorität in der Argumentation übernehmen.

Die Lichtmetaphorik war deshalb auch besonders interessant für die Werke der Aufklärung (engl. Enlightenment, frz. Siècle des Lumières). Teilweise beziehen sie sich sogar ganz bewusst auf ihr geistesgeschichtliches Erbe: Das lumen naturale gilt als Konzept, auf das sich René Descartes in seiner Philosophie ganz wesentlich stützt. Klarheit und Deutlichkeit sind die wesentlichen Kriterien für Wahrheit.

Und diese Metaphorik finden wir sogar noch heute, wenn ein Licht auf etwas geworfen wird, wenn erhellendes zu einer Frage beigetragen wird, wenn etwas so oder so scheint

Vielleicht fallen dir weitere Beispiele ein? Du kannst ihnen nachsinnen.

 

Lesetipp: Platons Höhlengleichnis

 



21. Dezember

 

Der Kontext in den das Zitat ursprünglich gestellt ist, fragt nach dem richtigen und falschen Handeln und Denken. Gleichzeitig weist uns das Zitat besonders eindrücklich darauf hin, wie nahe beide (richtig und falsch ; Licht und Finsternis) beieinander liegen können und sich das eine als das andere ausgibt oder erweist. Das kann auch Aufforderung und Anfrage sein, zurückzutreten und die eigenen Überzeugungen in den Blick zu nehmen und so Licht auf uns und unser handeln zu werfen.

Das Bild unseres Kalendertürchens ist im letzten Candlelight-Gottesdienst im Dom gemacht worden. Ganz eindrücklich zeigt es, wie sich durch lange Belichtung, moderne Bildbearbeitung etc. ein eigentlich dunkler Raum in einen Raum voller Licht verwandeln kann. Es zeigt, wie neue Medien die tatsächlichen Erfahrungen, die wir machen, verstellen und doch gleichzeitig ermöglichen, eine ganz eigene (erhellende) Erfahrung zu schaffen.

 




20. Dezember

 

Den ganzen Tag lang nehmen wir so viel wahr. Viele Eindrücke, viele Geräusche. Welche Geräusche bleiben bei dir hängen, und welche ziehen einfach nur vorbei? Worauf hörst du? Wovon würdest du gerne mehr hören?

„Bitte höre, was ich nicht sage” schreibt Charles C. Finn. Manchmal scheint normales (zu)hören nicht zu reichen. Wir können versuchen zwischen den Sätzen, zwischen den Worten, im Schweigen (zu)zuhören. Über Momo wird gesagt, sie höre auch zu, wenn Menschen oder Tiere schweigen. Was sie in dem Schweigen wohl höre und versteht?

Wenn du magst, geh heute mal durch die Stadt. Sie ist vielleicht leerer und ruhiger als in den anderen Jahren in diesen Tagen. Was hörst du, wenn du selber nicht sprichst, wenn du deine Kopfhörer zuhause und dein Handy in der Tasche lässt? Kannst du andere Geräusche und/oder Zwischentöne und Ungesagtes Wahrnehmen?

 



19. Dezember

 

Stumm bleiben. Einfach mal nichts sagen. Reden ist silber, schweigen ist Gold heißt es. Wann bist du mal Stumm? Was macht dich Sprachlos? Wenn du auf die Woche zurückschaust gibt es vielleicht Momente, in denen dir die Worte fehlen. Du kannst sie dir noch einmal in erinnerung rufen und die ganze Woche, die letzten Tage, alles, was dich bewegt und beschäftigt hat ruhen lassen. Manchmal bewegt sich gerade in Stille unglaublich viel.

Hier kannst du die „Meine Seele ist stille in dir” von Klaus Heizmann anhören [Link]

Still finden. Zur Ruhe kommen. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Wo kannst du zur Ruhe kommen, wo können deine Gedanken in ruhige Bahnen gelenkt werden? Vielleicht gibt es Menschen oder Orte, die dir dabei helfen. Vielleicht kommst du in einem Kirchenraum besonders gut zur Ruhe. Und vielleicht kann es auch das Gebet sein, in dem du Ruhe findest, in dem du ganz Wertungsfrei auf den Tag, auf die Woche zurückblicken kannst und deine Seele Still wird.

Wenn du magst, suche dir einen geeigneten Ort, an dem du gut sein kannst und probiere es einmal auf. Nimm deinen Körper wahr und wenn du ruhe gefunden hast, dann gehe den Tag, die Woche  Stück für Stück wertungsfrei durch. Am Ende kannst du das, was schwer und ungelöst war, genauso wie das, was dich berührt und dankbar macht mit ins Gebet nehmen. 

 



18. Dezember

 

Wann fühlst du dich lebendig? Vielleicht immer allein aufgrund der Tatsache, dass du lebst. Vielleicht kennst du ein Gefühl, das dich noch etwas lebendiger sein lässt. Oft sind es starke Emotionen, die uns ins jetzt katapultieren und eine deutliche Verbindung zwischen unserem Körper und unserem Denken herstellen. In was für Momenten erlebst du diese Art der Lebendigkeit?

In der Vision des Propheten Ezechiel sagt Gott, dass die Knochen, die in der Ebene liegen, nachdem er sie gesammelt hat, durch seinen Geist lebendig werden. Hast du schon mal erlebt, durch Gottes Geist lebendig zu werden?

Hier kannst du dir eine kurze Filmsequenz anschauen [LINK].

 

“Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.” Das soll Mahatma Gandhi mal gesagt haben. Doch bin ich nicht viel zu klein um etwas zu verändern? 

Gott sagt dem Propheten Ezechiel, dass er selbst Geist in die Knochen bringen wird, damit sie lebendig werden. Was passiert, wenn wir versuchen aus diesem lebendig machenden Geist zu leben? Wenn uns dieser Geist lebendig macht und wir diese Lebendigkeit und diesen Geist weiter geben?. Wer hat dir Geist gegeben, damit du lebendig sein kannst? Und an wen könntest du das weitergeben? Und wie? 

Der Geist ist auch in dir. In deinem ganzen so-Sein. Deiner ganzen Freiheit. Deinen ganzen Fragen. All das kann Teil deines Handelns werden, Teil deines Weges und Teil dessen, was dich antreibt. Alles, was dich lebendig sein lässt – ob gut oder schlecht – kann in dem Geist und im weitergeben dessen aufgehen.

 



17. Dezember

 

Nicht mal mehr zurückblicken? Wahrscheinlich um falsche Zweifel beiseite zu schieben und die Arbeit am Ziel auszurichten… Was, wenn wir das „Reich Gottes” außerdem als konkrete Utopie verstehen? Als eine Welt in der niemand mehr ausgestoßen ist, als real befreite Menschheit.

Nicht irgendwo, sondern ganz konkret, hier auf der Erde.
Was hinderte uns daran, unser Tun und Lassen danach auszurichten?

Im Allgemeinen Sprachgebrauch wird mit „Utopie” oft etwas bezeichnet, das unmöglich ist. In tagespolitischen Diskursen wird der Begriff sogar oft – mehr oder weniger lapidar – als Spitze gegen eine Ideen gewandt: „Das ist doch utopisch!” heißt es dann – und alles Reden über die Sache wird beiseite geschoben. Sicherlich kann man eine Utopie in diesem Sinne verstehen. Gleichzeitig gibt es aber auch eine andere Verwendung dieses Begriffs.

Ernst Bloch hat die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Utopie zu seinem Lebensthema gemacht. Für ihn ist die Utopie eine Grundkategorie menschlicher Erkenntnis und menschlichen Handelns. Sie kann – als konkrete Utopie – durch unser Tun und Lassen wirklich werden.

Sein Werk „Geist der Utopie” leitet Bloch dabei mit den folgenden Worten, die du auf dich wirken lassen kannst, ein:

„Ich bin. Wir sind. Das ist genug. Nun haben wir zu beginnen. In unsere Hände ist das Leben gegeben. Für sich selber ist es längst schon leer geworden. Es taumelt sinnlos hin und her, aber wir stehen fest, und so wollen wir ihm seine Faust und seine Ziele werden.“

(E. Bloch, Geist der Utopie, 1918)

 



16. Dezember

 

„Gott mit uns” ist der Name, von dem der Engel spricht, der Josef erscheint. „Gott mit uns” ist der Name, den „sie ihm geben werden”. Gott mit uns.

Er soll ein Zeichen sein für seine Anwesenheit und zwar nicht irgendwo, sondern mit uns. Ist das vielleicht auch eine Aufgabe für uns? Entsteht daraus eine Verantwortung?

 

Hört euch gerne die heutige Folge des Denkmit:woch an – hier wird die Frage, was dieses „Gott mit uns” eigentlich bedeuten kann, aufgegriffen [Link zur heutigen Folge des Denkmit:woch].

 



15. Dezember

 

Nach dem Bild Gottes* erschaffen. Also Gott* irgendwie ähnlich, auch wenn die Unähnlichkeit immer überwiegt. Besonders . Einzigartig gewollt. Wundervoll. Göttlich. Kannst du dir das zusagen? Und kannst du das anderen Menschen zusagen? Vielleicht sogar allen? Wie ist das mit denen, mit denen du in Beziehungen stehst? Kannst du sie so sein lassen, wie sie sind, weil sie sind? Weil sie von Gott* geschaffen sind? Gibt es dabei (vielleicht auch sinnvolle) Grenzen?

Erich Fried
Dich

Dich
dich sein lassen
ganz dich

Sehen
dass du nur du bist
wenn du alles bist
was du bist
das Zarte
und das Wilde
das was sich losreißen
und das was sich anschmiegen will

Wer nur die Hälfte liebt
der liebt dich nicht halb
sondern gar nicht
der will dich zurechtschneiden
amputieren
verstümmeln

Dich dich sein lassen
ob das schwer oder leicht ist?
Es kommt nicht darauf an mit wieviel
Vorbedacht und Verstand
sondern mit wieviel Liebe und mit wieviel
offener Sehnsucht nach allem –
nach allem
was du ist

Nach der Wärme
und nach der Kälte
nach der Güte
und nach dem Starrsinn
nach deinem Willen
und deinem Unwillen
nach jeder deiner Gebärden
nach deiner Ungebärdigkeit
Unstetigkeit
Stetigkeit

Dann
ist dieses
dich dich sein lassen
vielleicht
gar nicht so schwer.

 

“Dich dich sein lassen. Ob das schwer ist oder leicht?” Fragt der Dichter Erich Fried. Menschen immer und ausnahmslos in Liebe zu begegnen und sie so anzunehmen, wie sie sind – mit allen Ecken und Kanten – ist vielleicht eine Utopie. Eine Übertreibung. Doch ist nicht unser Glaube, unser Gott* auch eine Übertreibung, eine Utopie? Etwas, das so viel größer ist als alles, etwas, das so viel mehr schenkt, als wir begreifen können und manchmal auch so viel mehr fordert, als wir Glauben geben können. Vielleicht eröffnet das die Möglichkeit es mal zu versuchen. Mit diesem ‚Dich dich sein lassen‘. Mit diesem ‚in Liebe begegnen‘. Annehmen. Aus der Sehnsucht heraus nach allem, was du ist. Nach allem, was deine*e Gegenüber ausmacht. „Dann ist dieses ‚Dich dich sein‘ lassen vielleicht gar nicht so schwer.” Ein Versuch, die Utopie zu wagen – für eine Welt mit mehr funktionierenden Beziehungen, die von Liebe getragen werden.

 



14. Dezember

 

Was soll uns das sagen? Heute… fast 2000 Jahre nachdem Paulus es in einer ganz konkreten Gemengelage an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Auch ist das Reden von Gott (genauso wie von Ehre) heute nicht mehr so verständlich und einleuchtend, wie es früher wahrscheinlich einmal war.

Darüber kann man nachdenken: Was könnte so eine Tat, zur Ehre Gottes, sein?

In Mittelalter und Barock wurden Werke von Künstlern und Intellektuellen oft nicht mit Namen, sondern mit S.D.G. (Soli Deo gloria) signiert. Heute scheint der Bezug und die Zuordnung zu einzelnen Personen viel wichtiger. Besonders interessant sind deshalb die Sätze, die Ludwig Wittgenstein seinen Philosophischen Bemerkungen voranstellt.

„Ich möchte sagen ‘dies Buch sei zur Ehre Gottes geschrieben’, aber das wäre heute eine Schurkerei, d.h. es würde nicht richtig verstanden werden. Es heißt, es ist in gutem Willen geschrieben und soweit es nicht mit gutem Willen, also aus Eitelkeit etc., geschrieben, soweit möchte der Verfasser es verurteilt wissen. Er kann es nicht weiter von diesen Ingredienzen reinigen, als er selbst davon rein ist.”

(L. Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen)

 



13. Dezember

 

Ein Land, in dem Milch und Honig fließen… Die Bibel meint hier Kanaan, das Land, wohin Gott die Israeliten führen will.
Wo könnte dieses Land für uns heute liegen? Vielleicht ja dort, wo wir Naturräume um uns herum finden?

Das kannst Du zum Anlass nehmen, selbst in die Natur zu gehen. Nicht weit von Münster findest du z.B. die Rieselfelder, das „Vogelparadies im Herzen Europas” – um dir ein bisschen Appetit zu machen, kannst du dir hier eine Dokumentation auf arte anschauen [LINK].

 



12. Dezember

 

Dieser Satz begegnet uns in der Bibel immer wieder. Immer wieder dort, wo Gott mit Menschen in Verbindung tritt.

In welche Verbindungen können wir vielleicht treten, wenn wir unsere Furcht überwinden? Wo hindert uns unsere Furcht daran unsere Welt zu erkennen, loszugehen und frei zu sein?

Du kannst auf die kommende und die vergangene Woche schauen und dir dabei diese Fragen stellen.

 



11. Dezember

 

Die Freiheit, von der hier die Rede ist, meint nicht die Abwesenheit von äußeren Grenzen oder Hindernissen. Zur Freiheit berufen zu sein bedeutet selbst zu denken und zu handeln. Freiheit meint hier Autonomie.

Das klingt und ist heraus-, vielleicht sogar überfordernd. Es provoziert und nervt (so wie vielleicht auch der Hutträger mit gelb getönten Brillengläsern, der auf dem Kalendertürchen mit nacktem Finger auf angezogene Leute zeigt). Auch ist nicht ausgemacht, ob mich eine so verstandene Freiheit wirklich Glücklich machen kann… Trotzdem sollen wir dazu berufen sein.

Der rumänische Schriftsteller Mircea Cărtărescu greift diesen Gedanken in seinem Roman „Die Wissenden” auf und gibt ihm eine Wendung. Der Roman selbst erzählt die Geschichte eines Jungen im Bukarest der 60er Jahre. Um sich zu entwickeln muss er sich positionieren, sich selbst erfinden, selber denken, selber handeln, frei sein und sieht dabei die Schwierigkeiten und Härten dieses Weges:

„Welch unmögliches Glück: nicht auserwählt zu sein, nicht vorbestimmt zu sein, nicht der Erlösung entgegenzugehen … Sondern leben, ackern, lieben und in die Erde eingehen … Ich sage dir, die Heiligen und die Engel sehnen sich nach diesem Schicksal, das ihnen ganz und gar verwehrt ist.” (M. Cărtărescu, Die Wissenden)

 



10. Dezember

 

Gehen. Losgehen. Fortgehen. Anderswohin. Ohne zu wissen wo es hin geht, ohne zu wissen, wer da ist. Du sollst ein Segen sein. Was für eine Aufgabe. Auch du bist gerufen loszugehen. Auch du bist gerufen ein Segen zu sein. Wohin ruft Gott dich heraus?

Du kannst dir „Kommst du mit?” von Liedfett anhören [youtube-Link].

“Kommst du mit?” singen Liedfett.
„Geh fort  aus deinem Land” sagt Gott*. Woandershin.
„Hauptsache du hast Spaß und schenkst anderen Menschen Licht” singen Liedfett.
„Segen sein. Du sollst ein Segen sein” sagt Gott*.

Losgehen, Segen sein auch ohne zu wissen, wo es genau hingeht. Dafür braucht es viel Vertrauen. Würdest du mitgehen? Losgehen? Auf drei losrennen? Und dann Licht bringen, Segen sein, ganz gleich auf wenn du triffst und wo du hinkommst? Wirst du von Gott* herausgerufen, herausgefordert? Traust du dich dem ruf zu folgen?

 



9. Dezember

 

Finsternis. Völlige Finsternis und wir mittendrin.. Was kannst du da schon ausrichten? Was? Manchmal scheint alles so sinnlos. Doch aus der Voraussetzungslosigkeit deines Seins kannst du vielleicht auch ein Licht sehen. Wenn du all das Dunkel dunkel sein lässt, wie es dich dich sein lässt, dann ist da ein Schimmer. Ein Funken. Ein helles Licht. 

Wo siehst du in dieser Welt nur Finsternis? Und kannst du darin auch etwas helles erahnen?

Hier kannst du dir „Photonenkanonen” von Spaceman Spiff anhören [Link].

„Auch wenn alle Photonen der Welt das nicht erleuchten können, können alle Kanonen der Welt das nicht zerstören”, singt Spaceman Spiff. Es öffnet sich ein geschützter Raum. Zwar (noch) nicht hell, doch auch nicht zu zerstören. Sicherheit im Stillstand, der Ruhe verschafft. Ruhe um das Leuchten, das Licht zu suchen. Was macht dir Hoffnung, trotz, in oder gerade wegen der Finsternis?

In der heutigen Folge vom Denkmit:woch sprechen Vanessa, Hannah und Laura darüber, was Finsternis und Licht für sie bedeutet, ob sie eher zum Licht oder in die Finsternis schauen und wer ihnen hilft das Licht wieder zu sehen. Hör gerne rein.

 



8. Dezember

 

Du kannst die Frage der Tageslesung auf dich wirken lassen. Sie ist existenziell. Gott fragt den Menschen: „Wo bist du?”

Wenn Gott allwissend ist, muss er die Antwort schon kennen. Trotzdem fordert er den Menschen auf, sich zu äußern, Stellung zu beziehen, auch vor sich selbst Rechenschaft abzulegen, Verantwortung zu übernehmen, von seiner Freiheit Gebrauch zu machen.

Wenn wir in Beziehung stehen, wenn wir uns Menschen vertraut machen, bedeutet das auch Verantwortung. Verstecken wir uns oder sind wir da – wo sind wir, wenn wir gebraucht werden, wenn es auf uns ankommt? Wo bist du?

In seinem Roman „Wo warst du, Adam?” greift Heinrich Böll die Frage auf und er bezieht sie auf die Geschehnisse des zweiten Weltkriegs. Das Motto, das er den Schilderungen über die Geschehnisse an der Ostfront voranstellt, stammt von Theodor Haecker: „Eine Weltkatastrophe kann zu manchem dienen. Auch dazu, ein Alibi zu finden vor Gott. Wo warst du, Adam? ‚Ich war im Weltkrieg‘.“

Leseempfehlung: „Wo warst du, Adam?” von Heinrich Böll

 

 



7. Dezember

 

Was begeistert dich? Wo willst du hin? Was willst du mal tun? Fragen, die sich auftun im Studium und auch zu anderen Zeiten. Woran erkennen, dass das richtig, gut, passend ist, was du da gerade tust? Wissen ist begrenzt. Die Zukunft ringt uns einen Vorschuss ab. Und doch ist da etwas, das dich antreibt. Und auch, wenn es diese Frage noch braucht, gibt es irgendwann einen Moment des Erkennens. Woran erkennst du, was dich erfüllt?

“Dafür gibt es mehrere Gründe. Aber der Hauptgrund liegt darin, dass du es geschafft hast, deinem persönlichen Lebensweg zu folgen” (Der Alchimist – Paulo Coelho), sagt der Alte zu Beginn des Gesprächs dem jungen Hirten. Dieser reist mit seinen Schafen durch Andalusien und träumt immer wieder von einem verborgenen Schatz. Soll er dem Traum vertrauen und den Schatz suchen? Woran soll er erkennen, was der richtig Weg, die richtige Entscheidung ist? 

Was begeistert und berührt dich und lässt du dich auf deinem Weg davon leiten auch ohne zu wissen, was dich erwartet? Auch ohne zu wissen, was da genau kommt? 

„Woran soll ich das erkennen?”, fragt Zacharias den Engel und kann nicht glauben, dass seine Frau einen Sohn (Johannes den Täufer) bekommen soll. 

 

Am Ende bleibt manchmal vielleicht einfach Vertrauen und nicht Erkennen.

 

Hier kannst du das ganze Gespräch zwischen dem Alten und dem Hirten lesen [Link].

 



6. Dezember

 

Man kann einen Adventskalender als Allegorie der Ereignisse und Begegnungen, die wir vielleicht auch im Leben machen, verstehen. Hinter den Türen können wir etwas finden, was uns unerwartet berühren kann, was Fragen in uns aufwirft, was aufrüttelt, beglückt oder auch enttäuscht. Manche Türen müssen wir selber aufstoßen, manche öffnen sich von selbst. Vieles fordert unser Hinschauen und Rausgehen — schaue zurück auf deine vergangene Woche – gibt es Türen, die sich in Bezug auf deine Perspektiven, dein Denken, deine Beziehungen geöffnet haben?

Auch kannst du versuchen, der Allegorie noch konkreter und anschaulicher nachzugehen: Mache einen Spaziergang, geh raus in ein Wohnviertel in deiner Nähe. Versuch deine Umgebung wahrzunehmen. Wie prägt die Umgebung die Menschen, die hier den Großteil ihrer Zeit (vielleicht ihre Kindheit, vielleicht ihr Lebensende) verbringen. Welche Geschichten können sich hinter den Türen und Fenstern verbergen?

Es gibt eine Wissenschaft des Spazierengehens, die sogenannte Promenadologie. Als deren Begründer gilt der Soziologe und Ökonom Lucius Burckhardt. In der Promenadologie wird versucht die Umgebung in der wir leben nicht als statisch, sondern als multidimensional, dynamisch und voller Geschichten zu verstehen. Wenn ihr etwas über ihn und die Promenadologie erfahren wollt, könnt ihr euch dieses Porträt auf Deutschlandfunk anhören (Link).

 



5. Dezember

 

Du kannst dir das Lied „Wir sind am Leben” von Rosenstolz anhören (youtube-Link).

„Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden”, schrieb der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Oft bleibt uns die Gegenwart ein Rätsel und die Zukunft ist sowieso ungewiss. Es entstehen Fragen. „An was willst du glauben? Oder glaubst du an dich?” singt Rosenstolz. Fragen. Vorwärts gelebt, rückwärts verstanden, in der Gegenwart gefragt. Und du? Was fragst du dich? Was bewegt und beschäftigt dich? Gibt es etwas, dass du nicht verstehst? Und verändert die Aussage, dass du ein wundervoller Mensch bist, so wie du bist, etwas daran? Oder die Zusage, das Gott die nahe ist, wie er Maria nahe war?

 



4. Dezember

 

In der Wüste, einem Ort, an dem wenig ist, außer strahlende Stille, durchbricht eine Stimme das Schweigen. Bist auch du in deinen Wüsten-Momenten von der Stimme (an)gerufen?

 

Du kannst dir dieses Musikvideo anschauen.

“Glaub’ nur das, was ich seh’ doch verschließe zu oft meine Augen”, singen Kuult. Glaubst du auch nur, was du siehst? Oder ist da noch mehr? Ist da eine Stimme, die in deine Wüsten-Moment hineinruft und etwas zum blühen bringt? Was ist der eine Tropfen Wasser,  der deine Wüstenblume aufblühen lässt? Und was sagt die Stimme, die dich in deiner Wüste (an)ruft? Ruft Gott* dich?

 



3. Dezember

 

Aus der Voraussetzungslosigkeit – dass wir sind, wer wir sind – können wir vielleicht schon etwas ziehen… Das kann vielleicht auch ein Anfang sein, um sich zu engagieren und sich mit anderen verbunden zu fühlen, sich mit ihnen für etwas einzusetzen und so Veränderungen anzustoßen. Du kannst darüber nachdenken, was das für dich sein könnte.

Der Textabschnitt ist heute auch Teil der Exerzitien im Alltag der KSHG, hier kannst du dir den Tagesimpuls anhören.

 



2. Dezember

 

Schaut euch dieses Bild an:

[LINK zum Bild]

Wer ist zu sehen? Wer ist dieses Paar? Noomi und Rut oder Boas und Rut? Das Buch Rut erzählt die Geschichte der Moabiterin Rut, die sich ihrer Schwiegermutter Noomi anschließt und mit zurück nach Bethlehem geht. Die beiden Frauen bilden eine starke Einheit, sodass sie trotz der schwierigen Umstände als Witwen gut zurechtkommen. Als Rut später Boas heiratete und sie zusammen Obed bekommen, ist das auch Noomis Kind. Ein Beziehungsgeflecht in dem die Rollen nicht ganz klar werden. Eine Geschichte, die queer gelesen werden kann und in der die Handelnden viele Beziehungsrollen haben. Mit wem stehst du in Beziehung? Und was macht diese Beziehungen aus? Mit welchen Menschen und in welcher Rolle siehst du dich auf dem Bild?

Über diese und weitere Fragen unterhalten sich auch Vanessa, Hannah und Laura in der neuen Folge vom Denkmit:woch.

Lesetipp: Das Buch Rut



1. Dezember

 

Vieles in unserem Leben ist unberechenbar — die Wege die wir gehen, die Menschen die wir treffen, die Erfahrungen die wir machen, die (guten) Adventskalender mit denen wir uns beschäftigen… Die Zukunft ringt uns dabei einen Vorschuss ab, der auch unsere Erkenntnis, unser Studium und unser Wissen betreffen kann.

Was erwartet dich in der kommenden Zeit, was glaubst du, wo du dich verändern könntest?

Der Textabschnitt ist heute auch Teil der Exerzitien im Alltag der KSHG, hier kannst du dir den Tagesimpuls anhören.

 



 

Bilder, Zitate, ungewohnte An- und Aussichten auf dein Leben, die Welt, alles was so los ist und das gekoppelt mit Geschichten, die uns die Bibel erzählt. Geschichten von Warten und Erwarten, Unverständnis und Fragen, Hoffnung und Zuversicht. Geschichten, wie sie auch dein Leben schreibt, Zitate, die vielleicht auch dein Leben beschreiben. Jeden Morgen. Und wenn du an einem oder mehreren Tagen mal etwas mehr willst, gibt es etwas mehr.
So gibt es jeden Tag etwas zu entdecken, zu finden, um sich anfragen zu lassen.

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Foto: Sebastian Zeis